Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Middelhoff
Bielefeld (ots)
An einem Mittwoch wurde ein Paderborner Unternehmer wegen Verdachts der Steuerhinterziehung in U-Haft genommen. Am nächsten Morgen lag er tot in seiner Zelle - Suizid. Vier Jahre ist es her, dass Mitarbeiter der JVA Bielefeld den Manager für psychisch stabil hielten und sich mit der Fehleinschätzung den Zorn der Familie zuzogen.
Bei Middelhoff agierten die Vollzugsbeamten in Essen anders: Vier Wochen kontrollierten sie alle 15 Minuten seine Zelle - auch nachts. Das ist üblich bei Häftlingen, die im fortgeschrittenen Alter zum ersten Mal eingesperrt sind und viele Rückschläge hinnehmen mussten. Nie hat das einen Außenstehenden erregt - bis jetzt. Von Stasimethoden ist zu hören, von Menschenrechtsverletzungen, von Folter.
Tatsache ist: Eine Bettdecke genügt, um sich zu strangulieren. Da bleiben dem Vollzug nicht viele Möglichkeiten, einen Suizid zu verhindern. Kontrollen sind eine Maßnahme, das Zusamenlegen mit einem anderen Häftling eine andere. Die eine Methode bedeutet unruhige Nächte, die andere die Aufgabe der Privatsphäre. Beides ist nicht schön. Aber ein Knast ist ja auch kein Hotel.
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