Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum G20-Gipfel
Bielefeld (ots)
Irgendwie passte die Odyssee der Bundeskanzlerin zum Verlauf des G20-Gipfels in Argentinien. Großer Aufwand, wenig Ertrag. Es ist bezeichnend, mit welch bescheidenen Resultaten die Staatenlenker der weltweit wichtigsten Wirtschaftsnationen inzwischen schon zufrieden sind - oder sein müssen. Wie unter dem Brennglas zeigt sich dabei die Schwäche und Unentschlossenheit Europas. Während der Multilateralismus mehr und mehr aus der Mode zu kommen scheint, setzen sich die starken Männer in Szene. So passt es ins Bild, dass das einzige greifbare Ergebnis erzielt wurde, als der G20-Gipfel offiziell schon beendet war. Und doch war allein die Vereinbarung zwischen den USA und China, nach einer Lösung im Handelsstreit zu suchen und den Konflikt zumindest vorerst nicht noch weiter zu verschärfen, die ganze Mühe wert. Wie es ohnehin absurd wäre zu glauben, alle großen Probleme der Welt ließen sich in nicht einmal 48 Stunden lösen - Kulturprogramm inklusive. Gewiss: Die zehnte Auflage des Treffens wird nicht als besonders gelungen in die Geschichte der G20-Zusammenkünfte eingehen. Im Jahr 2009 in der Stunde der größten Not mit Finanz- und Bankenkrise erfunden, sind die G20 inzwischen selbst in die Krise geraten. Für manche scheinen sie sogar aus der Zeit gefallen. Doch wer so redet, muss sich die Frage gefallen lassen, wie die internationale Staatengemeinschaft sonst zu tragfähigen Lösungen gelangen soll. Wenn auch nur auf Umwegen in Buenos Aires angekommen, versuchte Angela Merkel gegen nationale Abschottung und internationale Kriegsgefahren zu kämpfen. Über die Rahmenbedingungen machte sie sich dabei wenig Illusionen: »Es ist schwerer geworden«, räumte die Kanzlerin freimütig ein. An ihrem Willen aber kann's kaum liegen. Fünf bilaterale Gespräche, zwei Arbeitssitzungen in großer Runde, dazu ein Termin für die Medien - so das ehrgeizige Programm für die fast auf die Hälfte zusammengeschmolzene Zeit. Nicht ohne Grund sprach der mit ihr gereiste Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) von »Speed-Dating«. Deutlich wurde dabei auch: Selbst nach ihrem angekündigten Rückzug auf Raten aus der Politik wird Angela Merkel auf der Weltbühne fürs Erste noch gebraucht - von wegen »lahme Ente« also. Vor allem in der verworrenen Lage im Ukraine-Konflikt richten sich die Blicke auf die Kanzlerin: Zwar versucht Deutschland hier nun schon seit mehr als vier Jahren einigermaßen erfolglos zu vermitteln, dennoch genießt die Bundesregierung mit Angela Merkel an der Spitze immer noch mehr Vertrauen auf beiden Seiten als jedes andere Schwergewicht in der internationalen Politik. Oder wie es US-Präsident Donald Trump sagte: »Angela, lasst uns Angela einbeziehen.« Man darf gespannt sein, ob das auch in der CDU alle gehört haben.
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