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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Wahl der SPD-Parteivorsitzenden

Bielefeld (ots)

Die SPD erwacht aus dem Tiefschlaf. Wochenlang hat man nichts gehört von der Partei. Zumindest nichts Substanzielles. Die Sozialdemokraten waren viel zu sehr beschäftigt - mit sich selbst. An diesem Samstag dürfen knapp 430.000 Mitglieder über eine neue Parteiführung abstimmen.

Es geht um viel bei diesem Kandidaten-Casting. Sechs Teams kämpfen ums Finale. Beim Speed-Dating in 23 Regionalkonferenzen hatten die Teilnehmer zwei Minuten Zeit, um sich zu präsentieren. Später nicht mehr als 60 Sekunden, um auf Fragen zu antworten - so waren die harten Regeln der Vorstellungsrunde. Heidi Klum wäre begeistert über die »tolle Show« und soviel Disziplin der Kandidaten. Das scheint Spaß zu machen und lenkt ab, auch wenn der Zirkus nach Berechnungen der Bundes-SPD fast zwei Millionen Euro kostet.

Man stelle sich nur vor, ein Unternehmen würde so ein Verfahren durchführen, um den Chef wählen zu lassen. Oder der Fußballklub fragt künftig seine Fans, wer neuer Trainer werden soll. Bei Parteien ist das mittlerweile so.

Und Politik? Kann warten. Es spricht für sich, dass Generalsekretär Lars Klingbeil zu Beginn an die Casting-Teilnehmer appelliert hat, doch bitte nicht so viel über die SPD zu sprechen, sondern darüber, was und wie etwas im Land verändert werden kann. Wie bitte? Die in Frage kommenden neuen Vorsitzenden müssen daran erinnert werden, dass sie Politik für das Land und die Menschen machen und nicht für sich selbst und die Partei?

Über den Spott und das Augenzwinkern hinaus kann man nüchtern betrachtet über eine derart übertriebene Demokratie-Romantik nur den Kopf schütteln. Erschwerend hinzu kommt, dass das Casting aller Voraussicht nach an diesem Samstag noch nicht vorüber sein wird. Da mutmaßlich keiner der Kandidaten-Duos auf Anhieb die 50-Prozent-Marke überschreiten wird, machen zwei Teams weiter. Der Rest ist raus. So wird es vom 19. bis 29. November eine weitere Abstimmung zwischen Platz 1 und 2 geben. Erst auf dem Parteitag vom 6. bis 8. Dezember in Berlin soll die neue SPD-Spitze formell bestätigt werden.

Spätestens dann könnte auch endlich die Groko-Halbzeit-Bilanz präsentiert werden. Die war zwar von der SPD einmal gefordert, aber zuletzt verschoben worden - eben aus Gründen der Wahl. Und man ahnt es jetzt schon: Gewinnt das Duo Olaf Scholz und Klara Geywitz, wird die Groko-Bilanz der SPD plötzlich großartig ausfallen. Siegt ein anderes Pärchen, sieht das Urteil möglicherweise genau umgekehrt aus. Die Gräben in der SPD sind eben groß.

Neue Ideen gibt es auch. Christina Kampmann aus Bielefeld und Michael Roth hatten vorgeschlagen, im Rahmen einer Parteireform zwei Sitze im Vorstand unter den Mitgliedern per Los zu vergeben. Auch das sagt viel aus über den Zustand dieser Partei.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Dominik Rose
Telefon: 0521 585-261
d.rose@westfalen-blatt.de

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