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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum NRW-Sparkassengesetz

Bielefeld (ots)

Etwa alle drei Jahre treffen sich Vorstände und
Verwaltungsräte der 450 Sparkassen zum großen »Networking«, wie man 
Kontaktpflege neuerdings nennt. Erstmals wird der Deutsche 
Sparkassentag 2007 vom Westfälisch-Lippischen Sparkassen- und 
Giroverband ausgerichtet. Erstmals - und letztmals. Denn noch vor dem
nächsten Sparkassentag 2010 in Stuttgart sollen Westfalen-Lippe und 
Rheinland auch auf Sparkassen-Verbandsebene vereinigt sein.
Zu einer Liebesheirat wird es nicht kommen, es ist eindeutig eine 
Muss-Hochzeit. Ehestifter ist die NRW-Landesregierung. Sie will die 
Vermählung sogar gesetzlich vorschreiben.
Immerhin mehr als jede sechste deutsche Sparkasse hat ihren Sitz in 
Westfalen-Lippe. Sie sind vergleichsweise klein, jedoch nicht minder 
erfolgreich.
 Das unterscheidet sie zwar von den künftigen rheinischen Partnern. 
Aber mit der Größe von Verbänden ist es so eine Sache. Die einen 
sehen nur die Kosten, die bei einem größeren Verband angeblich 
niedriger sind. Die anderen beklagen, dass mit dem Wegfall des 
selbständigen Namens auch ein Stück Heimat und Nähe zu den 
Entscheidungsträgern verloren geht.
Wichtiger als die Entscheidung, ob es in NRW einen oder zwei 
Sparkassenverbände geben wird, ist freilich die Frage, ob die Bürger 
und mittelständischen Unternehmen weiter auf die Rückendeckung 
kommunaler Sparkassen bauen können. Hier hat sich die 
CDU/FDP-Landesregierung klar festgelegt: Die Sparkassen sind in einer
Welt, in der Landesgrenzen immer unwichtiger werden, als Anker direkt
am Ort unverzichtbar. Sie bleiben in kommunaler Trägerschaft. Die 
Städte und Gemeinden sollen, entsprechende Gewinne ihrer Sparkassen 
vorausgesetzt, künftig sogar mehr Geld entnehmen können - Geld, das 
die Institute bislang beispielsweise für Kredite verwendeten, 
entweder für repräsentative Bauten einsetzten oder als Spenden für 
ein Bärengehege, eine Theateraufführung oder einen Krankenwagen an 
die Bürger zurückgaben.
Der Teufel wohnt - wie so oft - in Brüssel und steckt im Detail. Das 
gilt nun auch für das geplante neue Sparkassengesetz. Der Teufel, den
die Sparkassen-Vorstände schon seit einiger Zeit an die Wand malen, 
heißt »Trägerkapital«. Er könnte ebenso gut Stammkapital heißen.
 Denn darum geht es: Der NRW-Finanzminister will sicherstellen, dass 
die Kommunen wissen, wie viel ihre Sparkasse wert ist. Das ist 
nützlich, wenn man daran denkt, sie eines Tages zu verkaufen.
Dies soll zwar auch nach dem neuen Gesetz nicht möglich sein. Doch 
Sparkassen-Vorstände denken eben nicht nur bis zum Ende der 
Legislaturperiode. Spätere Regierung könnten möglicherweise weniger 
Skrupel haben, den Kommunen den Verkauf ihres Tafelsilbers zu 
empfehlen. In diesem Fall aber hat die Europäische Union schon mehr 
als einmal deutlich gemacht, dass dann private Investoren nicht vom 
Bietverfahren ausgeschlossen werden dürfen.

Pressekontakt:

Rückfragen bitte an:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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