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4. DEKRA/VDI Symposium "Sicherheit von Nutzfahrzeugen" in Neumünster: Neue Impulse für aktive und passive Sicherheit

Neumünster (ots)

- Zusammenfassung -
Neue Entwicklungen der Nutzfahrzeugsicherheit, die Vermeidung von
Unfällen und die Verringerung der Verletzungsschwere betroffener
Insassen bestimmten die Tagesordnung des 4. DEKRA/VDI Symposiums
"Sicherheit von Nutzfahrzeugen" am 20. und 21. Oktober 2004 im
Neumünster (Schleswig Holstein). Im Mittelpunkt standen dabei nicht
nur der klassische schwere Lastkraftwagen, sondern auch Transporter
und Busse. Erstmals kooperierte DEKRA bei diesem Symposium mit der
VDI-Gesellschaft Fahrzeug- und Verkehrstechnik.
26 Fachvorträge in sechs Sessions gaben den rund 170 Besuchern aus
15 Ländern einen Einblick in neueste Erkenntnisse und
Forschungsprojekte. Die Chairmen der einzelnen Sessions sind
anerkannte Experten aus Großbritannien, Japan, den Niederlanden,
Schweden, Ungarn und Deutschland. Doch nicht nur Theorie stand auf
dem Programm: Den Teilnehmern wurden auch eine umfangreiche
Ausstellung rund ums Nutzfahrzeug, ein Crashversuch mit einem
Transporter und praktische Demonstrationen zur Unfallrettung im DEKRA
Crash Test Center präsentiert.
Europaweiter Austausch von Forschungsergebnissen, Meinungen und
   Ideen
"Unfälle mit Beteiligung von Güterkraftfahrzeugen sind relativ
selten, wenn sie jedoch passieren, haben sie oft schwere Folgen. Hier
gilt es anzusetzen, viel wurde schon erreicht, einiges steht vor der
direkten Umsetzung", so Werner von Hebel, Mitglied der
Geschäftsführung DEKRA Automobil GmbH in seiner Begrüßungsansprache.
Im Vordergrund steht dabei laut von Hebel nicht mehr allein die
Behandlung der passiven Sicherheit, also die Milderung der
Unfallfolgen, sondern auch die aktive Sicherheit, die Unfälle
vermeiden helfen soll.
"Mit diesem Symposium wollen wir den Austausch von
Forschungsergebnissen, Ideen und Meinungen fördern", beschreibt F.
Alexander Berg, Leiter Unfallforschung & Crash Test Center der DEKRA
Automobil GmbH, ein Ziel des Symposiums. Diese Themen werden heute in
den Fachkreisen weltweit behandelt. Die renommierte internationale
Referenten- und Teilnehmerbesetzung aus Industrie und
Transportwirtschaft, Behörden, Dienstleistern und Hochschulen bot
dazu beste Voraussetzungen, so Berg.
Arbeitsplatz LKW
Der LKW ist nicht nur Arbeitsplatz des Fahrers, sondern auch
Arbeitsgerät, an und mit dem viele Personen diverse Arbeiten
erledigen müssen. Die gesetzlichen Vorgaben zur Sicherheit in diesem
Bereich weisen laut den Experten noch Lücken auf, während die
Sicherheit des Fahrers weit eindeutiger geregelt ist. Dies wurde in
Session 1 unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Klaus Langwieder von der
European Insurance Association in Paris betont. Bei einer Analyse der
Verletzungen, die  LKW-Fahrer bei Unfällen erleiden, fiel eine
Häufung der Verletzungen der unteren Extremitäten auf. Diese
Verletzungen waren in vielen Fällen ursächlich für spätere
Arbeitsunfähigkeit. Da eine schnelle Rettung von  eingeklemmten
LKW-Fahrern die Heilungschancen deutlich verbessern kann,
beschäftigten sich die Experten auch mit der Optimierung des
Rettungskonzepts für eingeklemmte Insassen: Hierzu wurde die
sogenannte 'Ein-Schnitt-Methode' erstmalig im DEKRA Crash Test Center
einem Praxisversuch unterzogen.
Unfallvermeidung durch elektronische Helfer
Neue Erkenntnisse der DEKRA Unfallforschung bezüglich der
Kollision eines LKWs mit einem Fußgänger oder Fahrradfahrer
beschäftigten die Experten in Session 2 unter der Leitung von Claes
Avedal von Volvo Truck Corporation, Schweden. Sie fanden heraus, dass
bei über der Hälfte der Fußgänger oder Radfahrer der Erstkontakt mit
dem LKW an der rechten vorderen Fahrzeugecke erfolgt. Dies steht in
starkem Gegensatz zur bisherigen Ansicht, nach denen ein Überrollen
mit der Hinterachse des LKWs als häufigste Ursache für tödliche
Unfälle gilt. Solche Unfälle könnten nach Ansicht der Experten in
Zukunft durch den Einsatz elektronischer Abbiegeassistenten vermieden
werden, die den LKW-Fahrer warnen oder sogar aktiv eingreifen.
Auch DaimlerChrysler setzt für die Zukunft auf elektronische
Hilfsmittel. Auf dem DEKRA/VDI Symposium stellte der Hersteller sein
neues 'Telligent Notbremssystem' vor, dass für das Vermeiden von
Auffahrunfällen konstruiert wurde. Droht erhöhte Unfallgefahr warnt
das System oder leitet sogar selbst den Bremsvorgang ein. Systeme,
die auf Abweichungen im visuellen und kognitiven Verhalten des
Fahrers reagieren, fanden bei den Experten Interesse.
Busse als Nutzfahrzeuge
Dass die Insassen von Auto- und Reisebussen relativ sicher
unterwegs sind, bestätigten  die Experten im Rahmen der Session 3
unter der Leitung von Lars Riebeck, MAN Nutzfahrzeuge AG München. Ein
überraschendes Ergebnis aus Ungarn: Stehende Insassen von Autobussen
haben kein größeres Verletzungsrisiko als sitzende. Je überfüllter
der Bus ist, umso weniger Insassen werden verletzt, denn die Gefahr
eines Sturzes sinkt. Auch brennende Reisebusse sind ein sehr seltenes
Ereignis. Wegen des resultierenden hohen Gefährdungspotenzials wurde
im Rahmen eines Forschungsprojektes ein Konzept entwickelt, wie die
Sicherheit der Insassen im seltenen Fall des Busbrandes noch weiter
verbessert werden kann. Auch wurde die sicherheitserhöhende Funktion
der Stoßfänger von Bussen angesprochen, die bisher vorwiegend nach 
ästhetischen Kriterien gestaltet werden.
Reduktion der Zahl der Unfälle durch Tempolimit für Kleinlaster?
Während die Zahl der Kleinlaster in den letzten Jahren stark
zugenommen hat, hat  sich ihr Ruf im Gegenzug deutlich
verschlechtert. Dass diese Meinung nicht unbegründet ist,
diskutierten die Experten der Session 4 unter der Leitung von Kay
Morschheuser von der DaimlerChrysler AG in Stuttgart. Bei den
Unfällen in die Kleinlasterfahrer verwickelt sind, tragen sie
überdurchschnittlich häufig die Hauptschuld. Über die Maßnahmen, die
zur Verbesserung der Situation zu ergreifen sind waren die Experten
allerdings nicht einer Meinung: Ob ein Tempolimit für Kleinlaster auf
Autobahnen zielführend ist, wurde kontrovers diskutiert. Einig waren
sich die Experten allerdings darüber, dass zur Reduzierung der Zahl
der Unfälle nicht eine Maßnahme, sondern ein ganzes Maßnahmenpaket
notwendig ist. Hierzu gehören ganzheitliche Konzepte mit
Sicherheitsoptimierungen der Fahrzeuge und Schulungen der Fahrer.
Vermeidung von LKW-Unfällen und mehr Sicherheit für PKW
In Session 5 unter der Leitung von Prof. E. Clive Chirwa vom
Bolton Institute (UK), bemängelten die Experten die rechtlichen
Vorschriften, die den Heckunterfahrschutz betreffen. Nach ihrer
Ansicht müsste dieser deutlich höher belastbar sein und niedriger
angebracht werden. Auch eine komfortable Innenausstattung der LKW
kann nach Meinung der Experten dazu beitragen Unfälle zu verhindern.
Wichtig ist dabei, dass die Fahrer schon in der Entwicklungsphase
miteinbezogen werden. Die Session befasste sich auch mit der
Verbesserung bestehender Testmethoden, die die Sicherheit der LKW
Insassen ermitteln sollen. Die Fachleute diskutierten über 
Testverfahren, bei denen auf den kostenintensiven Einsatz von Dummies
verzichtet werden kann. Der gängige Pendeltest wurde dagegen als
nicht den realen Bedingungen entsprechend eingestuft.
Problem Ladungssicherung
Noch immer ist eine schlecht gesicherte Ladung Ursache für viele
Unfälle. Die Experten forderten daher in Session 6, die Dr.
Heinz-Dieter Adomeit von DELPHI Automotive leitete, das Problem der
Ladungssicherung mehr in den Mittelpunkt zur rücken. Dies betrifft
einerseits die Hersteller, die den Anwendern eine sichere Beladung so
einfach wie möglich machen sollten, andererseits aber auch die
Anwender, die mit praktischen und theoretischen Übungen geschult
werden sollten. In einem schwedischen Projekt wurde herausgefunden,
dass besonders auf kurzen Strecken  die Methode der Ladungssicherung
mit Vakuum die Kosten deutlich senken könnte.
Kontakt 
Norbert Kühnl
Telefon direkt (07 11) 78 61-25 12
Telefax direkt (07 11) 78 61-29 13
E-Mail  norbert.kuehnl@dekra.com
DEKRA e.V.
Presse & Information
Handwerkstraße 15
D-70565 Stuttgart
www.dekra.com

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