RNZ: Es bröckelt
Heidelberg (ots)
Von Manfred Fritz Das ist natürlich reine Zahlen-Gymnastik: Dass es bei SPD und CDU seit Jahren gleichermaßen bröckelt, was die eingeschriebenen Mitglieder angeht, weist auf eine Krise der politischen Partizipation hin. Und wenn die SPD jetzt erstmals hinter die CDU zurückfällt, will das nur soviel heißen: Dort bröckelt es schon länger und in letzter Zeit auch schneller. Schließlich sind in den letzten Jahren ein halbes Dutzend Parteivorsitzende gekommen und gegangen. Wie soll sich da eine politische Identität entfalten. Zu ihren Hoch-Zeiten, mit einem charismatischen Parteiführer Willy Brandt und einem anerkannten Kanzler Helmut Schmidt, bekannten sich doppelt so viele Bürger zur SPD. Das ist ein Teil der Antwort auf den Niedergang ihrer Mitgliederzahlen: Eine Partei, die keine Leidenschaft mehr weckt und deren Spitzenpersonal aus der Ersatzreserve gespeist wird, die sich in Flügelkämpfen aufreibt und keine Orientierung bietet, kann auch Menschen nicht begeistern. Aber ist das schon "Politikverdrossenheit" - oder doch nur Verdruss über die politische Klasse? Natürlich muss jetzt das Stichwort vom "Obama-Effekt" fallen. Aber politische Talente wachsen nicht auf Bäumen. Nur haben sie es in einem Parteiensystem, in dem oft das Mittelmaß regiert, besonders schwer, nach oben zu kommen. Viele steigen deshalb vorher resigniert aus. Darin unterscheiden sich SPD und CDU überhaupt nicht.
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