RNZ: Bildungsstreik - Kommentar von Daniel Bräuer
Heidelberg (ots)
Lehrer haben beileibe nicht den besten Stand in der öffentlichen Wahrnehmung. Probleme und Forderungen können sie organisiert nur schwer vortragen. Bislang braucht es dazu spektakuläre Aktionen wie den berühmten Brandbrief der Rütli-Schule. Aber streiken - das ging nach traditioneller Lesart für beamtete Pädagogen nicht. Ausgerechnet das Aufkommen der angestellten Lehrer könnte das ändern. Wenn ein Angestellter ebenso korrigieren und benoten kann - wo ist dann noch die "hoheitliche Aufgabe", mit der das Schulamt im aktuellen Fall argumentierte? Und nur dann ist es nach europäischer Rechtssprechung möglich, Streiks zu verbieten. Zuletzt gab es in ähnlichen Fällen widersprüchliche Urteile. Im Sinne von Lehrern, Schulen, Eltern und Schülern sollte bald Rechtssicherheit einkehren, wenn nötig per Gesetz. Ein möglicher Lehrerstreik bringt brisante Fragen mit sich: Was ist etwa mit der Aufsichtspflicht? Für Eltern wären zudem geschlossene Schulen so ärgerlich wie geschlossene Kitas. Doch ist es in der "Bildungsrepublik" im Interesse aller, dass die Pädagogen zu würdigen Bedingungen und gerne ihrer Arbeit nachgehen. Künstliche Trennlinien zwischen Kollegen mit unterschiedlichem Status, aber gleichen Aufgaben sind nur hinderlich.
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