RNZ: Lebens-Daten - Rhein-Neckar-Zeitung zu Vorratsdaten/Facebook
Heidelberg (ots)
Von Sören Sgries
Soll man die Justizministerin bedauern? Bewundern? Mit ihrem Kampf gegen die sechsmonatige anlasslose Vorratsdatenspeicherung könnte sie schon bald als "Ministerin von der traurigen Gestalt" - in freier Anlehnung an Don Quijote - dastehen. Ihr wichtiges Engagement für den Schutz der Grundrechte scheint nicht gewürdigt zu werden. Nicht nur EU und Koalitionspartner CDU verlangen die Speicherung, auch dem Bürger scheint es weitgehend gleichgültig zu sein, was mit seinen Daten geschieht. Im Alltag werden schon längst viel mehr Informationen preisgegeben. Das macht auch die Debatte um die "Timeline" beim sozialen Netzwerk Facebook wieder einmal deutlich. In diese Zeitleiste sollen künftig alle Ereignisse im Leben eines Benutzers eingereiht werden. Natürlich kann man die Sichtbarkeit im Profil einschränken, doch gespeichert bleibt alles auf den Facebook-Servern. Sechs Monate Vorratsdatenspeicherung sind dagegen fast ein Witz, wenn 22 Millionen Bundesbürger die Daten ihres Lebens auf diese Weise freiwillig abliefern. Um so wichtiger also, dass die Justizministerin hier hart bleibt und damit auch ein Zeichen für einen sensiblen Umgang mit Daten setzt. Selbst, wenn sich ihr Kampf als einer gegen Windmühlen entpuppen sollte.
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