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Kölner Stadt-Anzeiger: Islamwissenschaftler Tilman Nagel greift Koordinationsrat der Muslime scharf an: "Verbände sind überhaupt nicht in unserer Gesellschaft angekommen"

Köln (ots)

Intervention im Fall Kalisch "außerordentlich
töricht"  - Nachgiebige Haltung der NRW-Landesregierung kritisiert
Der renommierte Göttinger Islamwissenschaftler Tilman Nagel hat 
scharfe Kritik am Koordinationsrat der Muslime (KRM) geübt. Die 
Intervention des KRM gegen den Münsteraner Islamwissenschaftler Sven 
Muhammad Kalisch sei "vollkommen unangemessen und außerordentlich 
töricht", sagte Nagel dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Mittwoch-Ausgabe).
Kalisch darf keine islamischen Religionslehrer mehr ausbilden, 
nachdem er öffentlich die historische Existenz des Propheten Mohammed
angezweifelt hatte. Der KRM protestierte dagegen mit Erfolg beim 
Wissenschaftsministerium des Landes Nordrhein-Westfalen. "Das Ganze 
zeigt für mich, dass die muslimischen Verbände überhaupt nicht in 
unserer Gesellschaft angekommen sind", sagte Nagel. Er teile Kalischs
Ansicht zwar nicht. "Trotzdem sollte ein angehender muslimischer 
Religionslehrer diese Debatte kennen." Für völlig unstrittig hält es 
der Verfasser einer monumentalen Mohammed-Biografie, dass das Leben 
des Propheten "nicht den Vorstellungen entspricht, die sich der 
fromme Muslim heute gemeinhin davon macht". Aus Nagels Sicht ist es 
"mindestens ebenso töricht", dass die Landesregierung dem Drängen des
KRM nachgegeben habe. Zwar seien auch an den christlich-katholischen 
Fakultäten Fälle bekannt, in denen einzelnen Professoren die 
Lehrerlaubnis entzogen wurde. "Aber das ist nicht einfach auf die 
Intervention von Funktionären hin geschehen. Vielmehr liefen lange, 
rechtlich geordnete Verfahren ab, in denen die Betroffenen auch die 
Möglichkeit hatten, sich zu verteidigen. Das alles hat es im Fall 
Kalisch überhaupt nicht gegeben", betonte Nagel.

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