Kölner Stadt-Anzeiger: Käßmann: Bin in der Kirche als "Rabenmutter" angegriffen worden Evangelische Landesbischöfin sieht Vielfalt von Mutterrollen als Zugewinn von Freiheit
Köln (ots)
Margot Käßmann, evangelische Landesbischöfin von Hannover, hat innerkirch-liche Frauen-Klischees angeprangert. "Ich habe in der Kirche oft damit kämpfen müs-sen, als 'Rabenmutter' angesehen zu werden, weil ich berufstätig war und bin. Bis hin zur Frage vor meiner Bischofswahl, ob eine Frau mit vier Kindern dieses Amt über-nehmen könne. Das habe ich als Angriff erlebt", sagte die 51 Jahre alte Theologin dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Samstag-Ausgabe). Das in Maria, der Mutter Jesu, personifizierte Frauen- und Mutterbild der christlichen Überlieferung tue in seiner Überhöhung "weder Maria gut noch den anderen Müttern", sagte Käßmann. Bis heute könnten innerkirchliche Rollenbilder hinderlich wirken. So ließen gerade viele alleiner-ziehende Mütter ihre Kinder nicht taufen, weil ganz tief in ihnen offenbar die Angst sitze, ein uneheliches Kind schließe sie aus der kirchlichen Gemeinschaft aus. "Das möchte ich aufbrechen: Jede Frau ist mit ihrem Kind bei uns willkommen", so Käß-mann. Sie wolle dazu ermutigen, Vielfalt als normal anerkennen und als Zugewinn von Freiheit. "Die alleinerziehende Mutter, die Ledige, die Verheiratete, die Mutter in einer Patchwork-Familie, die Stief- oder Adoptivmutter - sie alle stehen für mögliche Formen gelingenden Lebens." Mehr Krippenplätze sind nach Käßmanns Ansicht entscheidend dafür, dass sich mehr Frauen in Deutschland für Kinder entscheiden und gleichzeitig berufstätig bleiben können. "Viele brauchen das für ihren Lebensunterhalt. Aber für viele ist es auch eine Frage der Würde und der persönlichen Bereicherung: mit Freude und Leidenschaft noch etwas anderes zu machen, als Kinder zu versorgen." So gut sie es auch finde, wenn Frauen sich dem ganz widmen, "sollten wir doch nicht so tun, als wäre Muttersein das ganze Leben. Das wäre eine Reduktion der Frauen auf eine einzige Rolle." Sie selbst, so Käßmann, sei froh gewesen, "als ich von acht bis zwölf eine Ta-gesmutter hatte - und damit eine Zeit, in der ich nicht allein und ausschließlich Mutter war."
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