Kölner Stadt-Anzeiger: Prominente Rheinländer reagieren mit "Kölner/Rheinischer Botschaft" auf Gewaltausbruch der Kölner Silvesternacht
Köln (ots)
Navid Kermani, Kardinal Rainer Maria Woelki, Mariele Millowitsch, Bettina Boettinger, Rosemarie Trockel, Wolfgang Niedecken, Frank Schätzing unter den Unterzeichnern Leidenschaftlicher Aufruf zum Kampf gegen Gewalt und Kriminalität / Bekenntnis zu einer offenen, gastfreundlichen Gesellschaft
In einem leidenschaftlichen Aufruf zum Kampf gegen Gewalt und mit dem Bekenntnis zu einer offenen, gastfreundlichen Gesellschaft wenden sich Prominente aus Köln, Düsseldorf und Bonn nach den Gewaltausbrüchen der Silvesternacht an die Öffentlichkeit. "Um der wachsenden Polarisierung in unserer Gesellschaft entgegenzuwirken, ist es wichtig, an das Gemeinsame zu erinnern", schreiben die Erstunterzeichner - unter ihnen die Schriftsteller Navid Kermani und Frank Schätzing, der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki, die Schauspieler Mariele Millowitsch und Fatih Cevikkollu, die TV-Moderatorin Bettina Boettinger, die Künstler Rosemarie Trockel, Wolfgang Niedecken (BAP) und Andreas Gursky, die Wissenschaftlerinnen Anja Steinbeck (Rektorin Uni Düsseldorf) und Christiane Woopen (Deutscher Ethikrat) sowie der Präsident des Bundesligisten 1. FC Köln, Werner Spinner. Als "Kölner Botschaft" bzw. "Rheinische Botschaft" erscheint ihr Text an diesem Freitag zeitgleich in den großen regionalen Tageszeitungen der Rheinschiene, dem "Kölner Stadt-Anzeiger", der "Kölnischen Rundschau", der Düsseldorfer "Rheinischen Post", dem Bonner "Generalanzeiger" und der Boulevard-Zeitung "EXPRESS" (Köln). "Wir alle wollen uns sicher, frei und offenen Blicks bewegen", schreiben die Unterzeichner, "gleich welchen Geschlechts und Alters wir sind, welcher Herkunft und Religion, welchen Beruf wir ausüben und welcher Partei wir angehören, welche sexuelle Orientierung wir haben und welche private Leidenschaft." Keinerlei Tolerierung von sexueller Gewalt ist eine zentrale Forderung der Unterzeichner. "Es wäre blind zu verkennen", heißt es in ihrer Botschaft, dass dem "Exzess" der Kölner Silvesternacht, in der Hunderte Frauen offenkundig von Männern nordafrikanischer und arabischer Herkunft sexuell belästigt und beraubt wurden, "ein bedrückendes Frauenbild" zugrunde liege. "Nicht erst seit Silvester wissen wir, dass in manchen Milieus manche Männer ein tiefgreifendes Problem mit der Gleichberechtigung haben. Uns ist dieser Machismo immer wieder auch in Milieus von Menschen arabischer oder orientalischer Herkunft begegnet. Das dürfen, ja das müssen wir benennen, wenn wir durchsetzen wollen, dass die Würde der Frau jederzeit und an jedem Ort unantastbar ist". Es gelte aber auch, insgesamt früher und entschiedener einzuschreiten, wo immer Frauen bedrängt würden. Die Autoren fordern zugleich den Kampf gegen bandenmäßige Kriminalität mit einem harten, entschiedenen Vorgehen des Rechtsstaats gegen Straßenkriminelle. Mit Blick auf die Kölner Ereignisse der Silvesternacht sprechen sie von grotesken Fehleinschätzungen durch die Einsatzleitung der Ordnungskräfte und von Behördenversagen. Sie kritisieren Unfähigkeit und Chaos, Vertuschung, gegenseitige Schuldzuweisungen und die Weigerung, Verantwortung zu übernehmen. Ausdrücklich ausgenommen werden die einzelnen Polizeibeamten, die "unter hohem persönlichem Risiko für unsere Sicherheit sorgen". Aber "die dienstlich und politisch Verantwortlichen für das Fehlverhalten müssen benannt und zur Rechenschaft gezogen werden". Zudem müssten "strukturelle Probleme in den Sicherheitsbehörden dringend behoben werden". Angesichts der zunehmenden Gewalt "dschihadistischer oder rassistischer Gruppierungen" seien ein effizienter Sicherheitsapparat, gut ausgestattete Polizisten und ein verlässlicher Staat "dringlicher denn je, damit unsere Demokratie funktioniert". Abschließend bekennen sich die Unterzeichner der "Botschaft" zum Recht auf Asyl, zu einem gastfreundlichen Deutschland, zur Integration mit Vermittlung der Grundwerte, aber auch zur Notwendigkeit, eine unkontrollierte Zuwanderung wie seit dem Herbst 2015 zu stoppen. Die Verfasser halten eine abstrakte Höchstgrenze oder Grenzschließungen "für illusionär" und fordern stattdessen eine "Flüchtlingspolitik im europäischen Verbund".
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