Unabhängige Aufarbeitungskommission Köln "alarmiert" wegen Woelki
Köln (ots)
Vorsitzender Rixen verlangt "minutiöse" Aufklärung zu möglicher Falschaussage des Kardinals
Enthüllungen einer Bistumsarbeiterin "brechen das Gesetz des Schweigens"
Der Vorsitzende der Unabhängigen Aufarbeitungskommission für den sexuellen Missbrauch im Erzbistum Köln, der Kölner Verfassungsrechtler Stephan Rixen, hat sich alarmiert über die Enthüllungen einer leitenden Bistumsmitarbeiterin zu eidesstattlichen Versicherungen Woelkis im Missbrauchsfall des früheren "Sternsinger"-Präsidenten Winfried Pilz gezeigt. "Wir erwarten jetzt zeitnah eine minutiöse Darstellung der Abläufe im Fall Pilz", sagte Rixen dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Donnerstag-Ausgabe). Alle bisher bekannten Indizien und vor allem die Angaben der Mitarbeiterin sprächen dafür, "dass es in der Führungsspitze des Erzbistums mindestens eklatante Versäumnisse, wenn nicht ein bewusstes Wegschauen und Vertuschen gegeben hat."
Die Staatsanwaltschaft Köln hat inzwischen angekündigt, ein förmliches Ermittlungsverfahren gegen Woelki wegen Falschaussage zu prüfen. Dieser hatte angegeben, erst im Juni 2022 mit dem Fall befasst worden zu sein. Dem trat die frühere Assistentin des Bistums-Personalchefs im "Kölner Stadt-Anzeiger" entgegen und präsentierte eine von ihr 2015 für den Kardinal persönlich erstellte Täterliste mit 14 Namen, in der Pilz aufgeführt ist. Die Liste sei Woelki von ihrem Chef übergeben worden.
Es sei bewundernswert, dass die Mitarbeiterin den Mut gefunden habe, mit ihrem Wissen an die Öffentlichkeit zu gehe, so Rixen weiter. "Es braucht aufrichtige, mutige Christinnen und Christen, die für die Wahrheit einstehen. Geschlossene Systeme brechen nur auf, wenn Menschen den Mut fassen, das Gesetz des Schweigens zu brechen." Seine Kommission werde allen zuhören und alle unterstützen, die dazu bereit seien.
Die heute als Verwaltungsleiterin eines Kirchengemeindeverbands tätige Mitarbeiterin, die 2015 die Täterliste für Woelki erstellt hatte, sei eine "Top-Zeugin", sagte Rixen. "Man kann sich gar niemand Besseren wünschen." Der Professor für Verfassungsrecht an der Universität zu Köln zeigte sich auch "menschlich erschüttert" über Dahms Ausführungen. "Wenn es stimmt, dass eine Täterliste den Kardinal nicht interessiert hat, dann frage ich mich: Was wird in diesem Erzbistum eigentlich für ein Spiel gespielt?"
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