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Konrad Adenauer Stiftung e. V.

Bildungsoffensive durch Stärkung des Deutschunterrichts / Positionspapier der Konrad-Adenauer-Stiftung erschienen

Berlin (ots)

Die Schule muss sich von einigen grundlegenden
Fehlentwicklungen der letzten dreißig Jahre verabschieden, so die
Forderung des Positionspapiers der Konrad-Adenauer-Stiftung. Dazu
gehören bezogen auf die sprachliche Bildung vor allem:
  • die vernachlässigte Spracherziehung (hinsichtlich Vielfalt und Genauigkeit des Ausdrucks, grammatischer Korrektheit, Abwehr eines "Slangs" und einer primitiven Sprache);
  • das vernachlässigte Einüben sprachlicher Gestaltungsformen (Nacherzählung, Beschreibung, Schilderung, Zusammenfassung);
  • die Abschaffung eines Lektürekanons und die damit verbundene Aufgabe gemeinsamer kultureller und geistiger Tradition.
Die differenzierte Sprachbeherrschung ist ein grundlegendes
Element der Persönlichkeitsbildung: als Ausdruck der
Gesamtpersönlichkeit, als Chance zur Entlastung, als das einzige
humane Instrument der Konfliktlösung, als verstehende Teilhabe an der
politischen Öffentlichkeit. Dabei spielt das Lesen eine herausragende
Rolle, auch mit Blick auf die neuen Medien.
Angesichts dieser zentralen Bedeutung der sprachlichen Bildung ist
die Konrad-Adenauer-Stiftung der Auffassung, dass jede
Bildungsoffensive mit einer Offensive für den Deutschunterricht
beginnen muss. Zudem sollte es an deutschen Schulen zukünftig keinen
Schulabschluss mehr ohne eine Prüfung im Fach Deutsch geben.
Die Autoren des Positionspapiers bestimmen den notwendigen Beitrag
des Deutschunterrichts zur kulturellen, ästhetischen und
literarischen Grundbildung neu, und sie unterstreichen die Bedeutung
eines anspruchsvollen Deutschunterrichts für die deutsche Sprache und
Kultur. Die Fähigkeit der Mitglieder eines Gemeinwesens zu einer
anspruchsvollen Verständigung untereinander setzt gemeinsame
kulturelle Erfahrungen voraus. Literaturkenntnis ist dafür eine
wichtige Basis. Dabei soll durch die begleitende Lektüre einer
prägnanten Literaturgeschichte sowie durch das Lernen von
"Merkzahlen", Sprichwörtern, Sentenzen o.ä. wieder ein
chronologisches Gerüst herausbildet werden, das epochale Zuordnung
von Geschichte, Kunst usf. ermöglicht. Daher ist ein chronologisches
Vorgehen zu bevorzugen, und das Lektürevolumen hat Vorrang vor einer
"mikrochirurgischen" Analyse von Textauszügen. Dafür schlagen die
Autoren jeweils schulformbezogene Lektüre-Empfehlungen vor,
orientiert an den großen Werken der deutschen Literatur, die
exemplarisch und fundamental für eine Epoche sind. Im Rahmen der
Werteerziehung geht es darum, Literatur als Reservoir von Antworten
auf ethische Fragen wieder fruchtbar zu machen.
Die Konrad-Adenauer-Stiftung setzt sich in ihrem Papier auch
kritisch mit der Entwicklung der deutschen Sprache auseinander. Die
aktuellen Diskussionen über Anglizismen greifen zu kurz. Viel
bedenklicher sind die rapide abnehmende sprachliche
Ausdrucksfähigkeit, die inhaltsleere Sprechblasenrhetorik, die
Ikonisierung der Kommunikation, der Verlust gedanklicher Klarheit,
die Fähigkeit zu nur noch einfachster Sprachführung, die Reduktion
des Satzbaus, die zunehmend auf Laute und Gestik reduzierte
Kommunikation, die fehlende Präsenz von früher selbstverständlichen
literarischen Reminiszenzen, von Sentenzen, von Signalwörtern - all
diese Erscheinungen spiegeln den Verlust der Maßstäbe wider. Wenn die
Schule "Seismograph" für die Gesellschaft ist, so zeigt dies an, dass
die Deutschen - wie keine zweite Nation - auch in Sprache und
Literatur dem Prinzip gleichgültiger Beliebigkeit, des "alles geht",
huldigen: Wir sehen tatenlos, teilweise wohlwollend einer
fortschreitenden Simplifizierung und Anglifizierung des Deutschen zu,
wir entledigen uns unserer großen Literaturtradition. Für den
Schulunterricht in der Muttersprache sehen die Deutschen so wenige
Stunden vor wie kaum eine andere Kulturnation. Daran zeigt sich
erneut das grundsätzliche Problem des deutschen Umgangs mit der
eigenen Kultur und Tradition.
Die Inititative "Bildung der Persönlichkeit" der
Konrad-Adenauer-Stiftung:
Eine Renaissance des Leistungsprinzips in Schulpolitik und
Schulpädagogik ist überfällig. Ebenso überfällig im Sinne von
Wertevermittlung ist eine Wiederentdeckung des Prinzips "Mut zur
Erziehung". Beides - Leistung und Werte - gedeiht aber nur auf der
Basis konkreter und verbindlicher Bildungsinhalte.
Vor diesem Hintergrund gründete die Konrad-Adenauer-Stiftung im
Februar 2000 ihre Initiative "Bildung der Persönlichkeit". Im Rahmen
ihres Grundsatzpapiers "Bildung der Persönlichkeit" (abzurufen im
Internet über www.kas.de oder als Heft 19: "Zukunftsforum Politik")
findet sich eine Auflistung jener Felder, bei denen die Verfasser
einen besonderen Diskussions- und Handlungsbedarf sehen - nämlich bei
der Definition von verbindlichen Bildungs- und Unterrichtsinhalten,
die Persönlichkeitsbildung fördern. Daher stellt die
Konrad-Adenauer-Stiftung im Rahmen dieser Initiative konkrete
inhaltliche Anforderungen an die schulische Grundbildung zur
Diskussion. Dabei nimmt das Fach "Deutsch" eine zentrale Stellung
ein. In der Folge will die Konrad-Adenauer-Stiftung weitere
Kerncurricula für die Fächer Geschichte, Politische Bildung,
Mathematik und Naturwissenschaften vorlegen.
Das 11-seitige Papier mit jeweils einem eigenen Lektürekanon für
Hauptschule, Realschule und Gymnasium ist im Internet abzurufen unter
www.kas.de "Aktuell" oder unter "Publikationen" (pdf-Datei).
Rückfragen:
Konrad-Adenauer-Stiftung e.V.
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, 
Sprecher: Ralf Jaksch
Tiergartenstr. 35, 
10785 Berlin, 
Telefon: 030/26996-222 und -216, 
Telefax: 030/26996-261
E-mail:  ralf.jaksch@kas.de, 
Internet: http://www.kas.de

Original-Content von: Konrad Adenauer Stiftung e. V., übermittelt durch news aktuell

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