Neue Presse Hannover: Verzweiflungstat Kommentar von Anja Schmiedeke
Hannover (ots)
Das Feuer breitet sich aus. Vorgestern noch Griechenland und Irland, heute Italien und die USA. Die Schuldenkrise der Industrieländer hält Finanzmärkte und Politik in Atem. Sommerpause? Fällt dieses Jahr aus. Seit Tagen läuft der Ausverkauf an den Börsen, gestern hat sich das Tempo noch mal verschärft.
Die meisten Bürger sehen die Entwicklung noch aus der Ferne. Wer keine Aktien hält, freut sich über fallende Spritpreise. Eine der wenigen positiven Begleiterscheinungen der Krise. Doch die Nachteile werden bald überwiegen und immer mehr das Leben der Menschen bestimmen. Wichtige Handelspartner wie die USA und China schwächeln beziehungsweise drosseln ihr Wachstumstempo deutlich. Das wird auch die Stimmung bei europäischen Firmen drücken, allen voran in der Exportnation Deutschland. Zugleich haben die Regierungen weiter alle Hände voll zu tun, eine Ausweitung der Schuldenkrise zu verhindern. Für neue Konjunkturprogramme fehlt das Geld.
Wie ernst die Lage ist, zeigt der neueste Tabubruch der Europäischen Zentralbank (EZB), die auch italienische und spanische Staatsanleihen aufkaufen will. Es ist eine Verzweiflungstat, um diese Euro-Länder vor immer höheren Zinsen zu bewahren. Und es ist längst nicht sicher, dass dadurch das Vertrauen in die Schuldenstaaten zurückkehrt. Aber wie weit ist man bereit zu gehen, um Rom vor der Pleite zu retten? Mit 1,8 Billionen Euro steht Italien in der Kreide. Sollte Deutschland die Last mitschultern wollen, ist die eigene Haushaltskonsolidierung endgültig Makulatur.
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