Neue Presse Hannover: Eine Frau auf Talfahrt Kommentar von Claus Lingenauber
Hannover (ots)
Auf dem SPD-Parteitag hatte Andrea Nahles das mit Abstand schlechteste Ergebnis aller Spitzenpolitiker erzielt, jetzt soll ihr SPD-Chef Sigmar Gabriel auch noch die Verantwortung für den Bundestagswahlkampf entzogen haben. Eigentlich eine der Hauptaufgaben einer SPD-Generalsekretärin. Das käme einem Misstrauensvotum gleich. Kein Wunder, dass Nahles umgehend dementiert.
Doch schon länger deutet sich an, dass der Einfluss der ehemaligen Juso-Chefin im Willy-Brandt-Haus schwindet. Als Nahles noch so etwas wie die Wortführerin des linken Parteiflügels war, wurde sie in der Partei zwar nicht gerade geliebt, aber sie wurde wahrgenommen und von einigen durchaus gefürchtet. Dass Franz Müntefering den SPD-Vorsitz 2005 aufgeben musste, hatte er maßgeblich der Pfälzerin zu verdanken. Seit damals ist Nahles Generalsekretärin der SPD - inzwischen aber eine mit Verfallsdatum. Kein Geheimnis ist, dass sich Parteichef Sigmar Gabriel mit ihr eher schlecht als recht versteht. Mittlerweile ist der Niedersachse als Parteichef so unumstritten, dass er es auf eine Machtprobe mit der einst so machtbewussten Genossin problemlos ankommen lassen kann.
Zumal die frühere Frontfrau dem ersten Teil ihres Titels schon länger keine Ehre mehr macht. Zur Attacke bläst sie eher selten, dafür fiel sie zuletzt mehrfach durch fehlende Fachkompetenz auf. So etwas hinterlässt Spuren. Nahles, die einst so kräftig austeilen konnte, wirkt inzwischen seltsam zurückhaltend und verunsichert. Eine Frau auf Talfahrt.
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