Neue Presse Hannover: Linkspartei auf dem Weg zur Ost-SPD Ein Kommentar von Inken Hägermann
Hannover (ots)
Jetzt ist er weg - wieder mal. Oskar Lafontaine hat sich beleidigt von seinen Ambitionen auf den Parteivorsitz zurückgezogen, weil die Linkspartei es wagte, sich nicht seinen Bedingungen zu beugen. Übrig bleibt ein Trümmerhaufen, der geteilt ist in Ost und West, in stramm Linke und Realos. Wie die zerstrittenen Blöcke bis zum Parteitag in einer Woche zueinanderfinden und eine arbeitsfähige Führung wählen wollen, ist ein Rätsel. Das Duo Kipping/Schwabedissen, das sich gestern in Hannover präsentierte, könnte eine Alternative sein. Beide sind unverbraucht und waren in den schmutzigen Machtkampf zwischen Lafontaine und seinen Rivalen Bartsch nicht verwickelt. Sie gelten als gemäßigt links, kooperativ und wollen Gräben in der Partei überwinden. Allerdings sind Kipping und Schwabedissen in der Öffentlichkeit fast unbekannt. Schwabedissen trägt zudem die schwere Bürde, bei den NRW-Wahlen mit ihrem Landesverband gerade erst aus dem Parlament geflogen zu sein. Ihr Weg wäre vermutlich ein mühseliger, der über inhaltliche Arbeit zu einer mittelfristig stabilisierten Linken führen könnte - ob die Partei so viel Zeit hat, ist fraglich. Erfolgversprechender - und spannender - wäre ein Duo aus dem Pragmatiker Bartsch und der Parteilinken Sahra Wagenknecht. Allerdings gilt es als sehr unwahrscheinlich, dass Wagenknecht mit dem Erzrivalen ihres Lebensgefährten gemeinsame Sache macht. Bartsch müsste sich eine andere Co-Vorsitzende suchen. Unter ihm könnte sich die Linke als bürgernahe Ost-SPD etablieren. Als Regionalpartei könnte sie damit das sozialdemokratische Gegenstück zur CSU werden.
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