Neue Presse Hannover: Reisefreude für Kubas Regierungsfreunde Ein Kommentar von Inken Hägermann
Hannover (ots)
Da trinken wir doch gerne einen Cuba Libre auf die Freiheit: Die sozialistische Regierung Kubas will ab kommendem Jahr ihren Bürgern Urlaubsreisen ins Ausland erleichtern. Die Kurswende in der Reisepolitik ist Teil des vorsichtigen Modernisierungskurses, den Präsident Raúl Castro bei seiner Machtergreifung vor einigen Jahren eingeschlagen hat. Allerdings nennt man die Maßnahme in Kuba nicht Reisefreiheit, sondern in schönstem sozialistischen Behördensprech eine "Aktualisierung der Migrationspolitik". Zumal nun beileibe nicht jeder Kubaner in der Welt umherfliegen kann: Die Regierung behält weiterhin die Kontrolle darüber, wer ausreisen darf. Nur wer im Besitz eines Reisepasses ist - und das sind aktuell wenige -, kann das Land verlassen. Dieses Dokument vergibt natürlich das Regime. Raus darf man nur, wenn es nicht gegen "nationale Interessen" verstößt. Dissidenten müssen da wohl zu Hause bleiben. Außerdem scheint die Furcht der Führung, dass die Intelligenz des kommunistischen Inselparadieses zur Massenflucht aufbricht, trotz der bedächtigen Liberalisierung der vergangenen Jahre riesengroß zu sein. Die Parteizeitung "Granma" betont ausdrücklich, dass man auf keinen Fall den "Raub von Talenten" durch ausländische Nationen dulden werde. Vielmehr soll das "Humankapital" im Land bleiben, also Ärzte, Ingenieure und Volkswirte. Ob diese Vorsichtsmaßnahme greift, scheint fraglich. Denn ausgerechnet die Leistungsträger des Landes weiterhin einzusperren, wird ihren generellen Unmut über die Heimat zusätzlich anheizen. Und doch: Die Frischluft und die neuen Eindrücke, die immer mehr Kubaner künftig im Ausland aufsaugen können, werden die Insel verändern. Und das kann diesem Land nur gut tun.
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