Neue Presse Hannover: Organspende-Skandal - Die Zeche zahlen die Kranken Ein Kommentar von Petra Rückerl
Hannover (ots)
Es ist wirklich zum Heulen. Kaum hatte sich die Politik zusammengerauft, um die Zahl der Organspenden zu erhöhen, schon gibt es einen neuen Skandal. Wer bisher keinen Organspendeausweis ausgefüllt hat, der wird es jetzt erst recht nicht tun. Ärzten, die Listen manipulieren, die betrügen und lügen, denen traut man letztlich alles zu. Wer will seinen eigenen Körper, seine Organe Leuten überlassen, die sich nicht korrekt verhalten? Dabei ist es gleichgültig, warum einzelne Mediziner ihre Patienten kranker gemacht haben, um an Spenderorgane zu kommen. Möglicherweise stehen bei dem einen und anderen durchaus ehrenwerte Motive im Hintergrund. Etwa der unbedingte Wille, das Leben eines bestimmten Patienten erhalten zu können. Und eben nicht der schnöde Mammon oder der Karrieresprung durch möglichst viele Operationen. Für die anderen Patienten aber, die auf ein Spenderorgan warten, ist auch ein ehrenwertes Motiv schädlich. Weil das Vertrauen in das System Organspende erschüttert wird. Nachhaltig. Bereits jetzt zeigen die Skandale aus 2012 Folgen, die Spendenbereitschaft sinkt. Nach diesen Betrugsfällen kann man die Politik auch nicht mehr reinen Gewissens dazu auffordern, die Regeln für den Organspendeausweis zu ändern. Im Gespräch war mal eine Widerspruchslösung wie etwa in Österreich: Jeder kommt als Spender in Frage, der nicht ausdrücklich Nein gesagt hat. Diese Chance ist vertan. Klar ist: Leipzig wird nicht der letzte aufgedeckte Skandal sein. Wer stärker prüft, findet auch mehr. Nach den vergangenen Betrugsfällen wurde und wird mehr geschaut. Und das ist auch gut so. Doch wer andere überzeugen will, seine Organe im Todesfall zu spenden, wird es in den kommenden Jahren nicht leicht haben.
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