Das Erste: "Menschen bei Maischberger" am Dienstag, 5. November 2013, um 22.45 Uhr
München (ots)
Das Thema:
Das Geheimnis der Sekten: Gehirnwäsche oder wahres Glück?
Der Großeinsatz der bayerischen Polizei gegen die "Zwölf Stämme", bei dem 40 Kinder befreit wurden, sorgte Anfang September bundesweit für Schlagzeilen. Was geschah hinter den Mauern der urchristlichen Kommune? Und was lockt Menschen immer wieder in solche Gemeinschaften bzw. Sekten wie "Zeugen Jehovas" oder "Scientology"?
Gäste: Frank Büchner ("Zwölf Stämme"-Aussteiger) Wolfram Kuhnigk (Reporter) Jenna Miscavige Hill (Ex-Scientologin) Barbara Kohout (Ehemalige "Zeugin Jehovas") Lea Laasner Vogt (Sektenaussteigerin) Sabine Riede (Sektenexpertin) Frank Büchner Die Hälfte seines Lebens verbrachte er bei den christlichen Fundamentalisten der "Zwölf Stämme": Mit 22 Jahren trat Frank Büchner in die Sekte ein, heiratete, bekam vier Kinder. Als er die unablässige Züchtigung der eigenen Kinder und den Umgang mit seiner schwerkranken Frau nicht mehr hinnehmen wollte, wurde er verbannt. Nach Monaten holte er seine Kinder heraus. Seine Frau hat der Aussteiger seitdem nicht mehr gesehen. Wolfram Kuhnigk Anfang September befreite die bayerische Polizei 40 Kinder aus der Gemeinschaft der "Zwölf Stämme". Diese Aktion, die bundesweit Schlagzeilen machte, war die Folge seiner Recherche. Wolfram Kuhnick hatte sich in die Sekte eingeschleust und mittels versteckter Kameras systematische Gewalt gegen Kinder nachgewiesen. Das Material stellte der investigative Reporter den Behörden zur Verfügung, denen bis dahin Beweise gefehlt hatten, um gegen die "Zwölf Stämme" vorgehen zu können. Jenna Miscavige Hill Ihr Onkel ist der weltweite Chef von Scientology. Ihre Eltern gehörten zur Führungselite der Sekte. Mit sechs Jahren kam Jenna Miscavige Hill in ein abgelegenes Erziehungscamp, wo sie im Sinne von Scientology-Gründer L. Ron Hubbard gedrillt wurde. Bis zu ihrem 21. Lebensjahr fügte sie sich dem ausgeklügelten System aus Unterdrückung, Kontrolle, Gehorsam und Verhören. Dann verließ die Nichte des mächtigsten Scientologen die Organisation. "Der Kampf gegen Scientology ist jetzt meine Mission", sagt die Mutter von zwei Kindern, die mit Ihrem Mann in Kalifornien lebt. Barbara Kohout Bereits als Kind kam sie zu der Religionsgemeinschaft und wurde eine überzeugte Anhängerin, die ihr Leben ganz in den Dienst der so genannten Wachtturm-Gesellschaft stellte: An dem Versprechen, dass nur die Zeugen Jehovas den nahenden Weltuntergang überleben, hatte sie keine Zweifel. Nach über 60 Jahren aber fand die 74-Jährige den Ausstieg und sagt heute: "Die Zeugen Jehovas würden sich sehr dagegen wehren, sich Sekte zu nennen. Aber sie sind ganz eindeutig eine diktatorische Psychogruppe." Lea Laasner Vogt Gehirnwäsche und Psychoterror bestimmten neun Jahre lang den Alltag der jungen Schweizerin in einer Sekte. Ihre behütete Kindheit ist jäh zu Ende, als ihre Mutter dem Endzeitkult "Licht-Oase" verfällt und mit der ganzen Familie einem selbst ernannten Guru nach Belize in Zentralamerika folgt. Mit 13 Jahren wird Lea Laasner Vogt als seine Lebensgefährtin "auserwählt" und ist seinem sexuellen Missbrauch hilflos ausgeliefert. Sie lebt in einem Camp ohne Kontakt zur Außenwelt, bis ihr schließlich mit 21 Jahren die Flucht gelingt. Ganz alleine beginnt sie ein neues Leben und studiert mittlerweile in der Schweiz. Sabine Riede Religiöse Fundamentalisten, Esoterische Lebenshilfe, Scientology oder von Gurus angeführte Kleingruppen: Die Geschäftsführerin von "Sekten-Info Nordrhein-Westfalen" betreut und berät seit über 20 Jahren Aussteiger und Angehörige von Sektenmitgliedern. "Besonders anfällig für Sekten sind Menschen in Umbruchsituationen wie nach einer Scheidung, einem Todesfall oder einem Berufswechsel", erklärt Sabine Riede.
"Menschen bei Maischberger" ist eine Gemeinschaftsproduktion der ARD, hergestellt vom WDR in Zusammenarbeit mit der Vincent TV GmbH.
Redaktion: Hans-Georg Kellner und Carsten Wiese
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