"Menschen bei Maischberger" am Dienstag, 16. September 2014, um 22.45 Uhr
München (ots)
Das Thema: Diagnose Depression: Bin ich nur unglücklich oder schon krank?
4 Millionen Menschen in Deutschland sind betroffen. Die Depression gehört zu den am meisten unterschätzten Krankheiten, meinen Experten. Aber woran erkennt man, ob es nur Stimmungsschwankungen sind oder Krankheitssymptome? Was löst die Krankheit aus? Und wie sollen Angehörige sich verhalten?
Gäste
Hubert Kah (Musiker) Dagmar Koller (Sängerin und Schauspielerin) Nova Meierhenrich (Moderatorin und Schauspielerin) Daniel Göring (Manager, überlebte Suizidversuch) Angelika Kallwass (Psychotherapeutin) Prof. Dr. Martin Keck (Arzt und Psychiater)
Hubert Kah
Anfang der 1980er Jahre stürmte er mit Liedern wie "Sternenhimmel" oder "Rosemarie" die Hitparaden. Als es nach den Erfolgen ruhiger um ihn wird, bricht die Krankheit aus, die Hubert Kah jahrzehntelang immer wieder aus der Bahn wirft: "Ich konnte die Depression nicht akzeptieren, war verzweifelt und nahm die Hilfe der Ärzte nicht an", sagt der Musiker, der kürzlich mit seiner Teilnahme an der TV-Sendung "Promi Big Brother" Furore machte. Vor wenigen Jahren kehrte Hubert Kah zu seinem früheren Arzt, dem Psychiater Prof. Dr. Martin Keck, zurück. Eine besondere Therapie half ihm, seine Krankheit in den Griff zu bekommen: Stromstöße gegen Depressionen.
Dagmar Koller
Fast sechs Jahre bestimmten oft Trauer und Einsamkeit ihr Leben. Lange konnte Dagmar Koller den Tod ihres Mannes Helmut Zilk nicht verwinden. 30 Jahre waren der legendäre Bürgermeister Wiens und der Bühnenstar ein Paar. Seitdem sie die Trauerphase aktiv beendet habe, falle sie manchmal in eine große Leere. "Das Wort Depression versuche ich zu verdrängen, aber ich weiß, was das ist". Das größte Problem, so die 75-Jährige, sei der Kampf gegen das Alleinsein.
Nova Meierhenrich
Vor drei Jahren nahm sich ihr Vater das Leben: Nachdem er mit seinem Betrieb Mitte der 1990er Jahre unverschuldet in die Pleite geraten war und die Familie alles verlor, litt Thomas Meierhenrich jahrelang an Depressionen, verlor jeden Lebenswillen. Alle Therapien und Unterstützungen schlugen fehl. Seine Tochter Nova erkrankte schließlich ebenfalls an Depression. "Es war eine Co-Depression", sagt die Schauspielerin und Moderatorin. Ihre eigene Depression hat sie überwunden.
Daniel Göring
Zuerst war es die berufliche Überlastung: "Weil ich die Warnsignale des Burnouts missachtet hatte, brach die Depression schließlich mit voller Wucht aus", sagt der Schweizer Kommunikationsmanager. Ende 2012 beschloss der 48-Jährige, sich mit einer Überdosis Tabletten das Leben zu nehmen. Der Versuch misslang. Daniel Göring erwachte in der Notaufnahme einer Klinik. "Ich akzeptierte, dass mein Leben weitergehen sollte. Aber ich hatte keine Ahnung wie". Inzwischen hat er seine Erkrankung als Autor ("Der Hund mit dem Frisbee") verarbeitet und ist in seinen alten Beruf zurückgekehrt.
Angelika Kallwass
Deutschland bekannteste Fernsehpsychologin sieht eine wachsende Bereitschaft der Menschen, eine Depression "als Krankheit anzunehmen und sich nicht für verrückt zu erklären, wenn sie seelische Probleme haben und zum Therapeuten zu gehen". Die Psychotherapeutin betreut seit Jahren Patienten mit depressiven Krankheiten und Burnout. Ein Burnout sei zwar noch keine medizinisch diagnostizierte Krankheit. Aber "es handelt sich dabei nicht um einen Modetick, sondern um ein ernst zu nehmendes seelisches wie körperliches Syndrom. Seine Ursachen liegen in unseren viel zu hohen beruflichen, familiären und gesellschaftlichen Erwartungen".
Prof. Dr. Martin Keck
Der Klinische Leiter des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie behandelte Hubert Kah mit der sogenannten Elektrokrampftherapie. "Bei dem Begriff denken viele Menschen sofort daran, dass Patienten gequält werden. Dabei ist es eine der wirksamsten Behandlungen bei einer schweren Depression", erklärt der Mediziner und ärztlicher Direktor der Schweizer Privatklinik Schlössli.
Redaktion: Klaus Michael Heinz
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