Erstes TV-Duell: Kontrahenten auf gleicher Augenhöhe
Experten sahen
nahezu ebenbürtige Spitzenkandidaten in spannendem Schlagabtausch /
In Blitzumfragen unter Zuschauern lag der Kanzler vorn
Berlin (ots)
Unmittelbar nach dem mit viel Spannung erwarteten ersten "TV-Duell" im deutschen Fernsehen zwischen dem Bundeskanzler und seinem Herausforderer, Gerhard Schröder und Edmund Stoiber, analysierten die Sat.1-Moderatoren Astrid Frohloff und Dieter Kronzucker gemeinsam mit Experten den Schlagabtausch der Politiker in der Sat.1-Sendung "Das TV-Duell - Die Analyse". Sie hatten sich dazu in das Studio nach Berlin-Adlershof die Meinungsforscherin Dr. Renate Köcher vom Institut für Demoskopie, Allensbach, den Wirtschaftspolitiker Dr. Lothar Späth, den SPD-Politiker Dr. Manfred Stolpe sowie den Ex-Präsidenten des BDI, Dr. Olaf Henkel, eingeladen. Sie konnten außerdem Ergebnisse einer Blitzumfrage unter Zuschauern präsentierten, der zufolge Gerhard Schröder in Bezug auf Sympathie und Kompetenz einen Vorsprung aufwies. Direkt aus dem TV-Duell-Studio stieß Moderator Peter Limbourg zu der Runde.
Dr. Renate Köcher betonte, dass die entscheidende Phase erst in den nächsten Tagen komme, wenn die Zuschauer über die Inhalte des TV-Duells diskutieren und die Medienwirkung breit einsetzen würde: "Deutschland ist viel politischer als Amerika, das relativiert die unmittelbaren Umfrageergebnisse des Duells." Nach der aktuellen Forsa-Umfrage parallel zur Sendung lag bei "Sympathie" Schröder mit 57 Prozent vor Stoiber mit 35 Prozent, bei "Kompetenz" erreichte Schröder 48 Prozent und Stoiber 41 Prozent, bei "Glaubwürdigkeit" kam der Kanzler auf 51 Prozent, sein Herausforderer auf 39 Prozent.
Dr. Olaf Henkel schätzte ein, dass sich Gerhard Schröder zwar geschickt "verkauft, Edmund Stoiber in der Sache aber wesentlich mehr gebracht habe" und äußerte die Hoffnung, dass der Wähler sein Urteil danach fällt, worauf es ankommt: Ein Kanzler Stoiber, so Henkel, stehe hoffentlich für eine Reform der Reformfähigkeit. "Schröder ist ein typischer Stürmer: In der Verteidigung kommt er ins Wackeln, das hat das TV-Duell deutlich gezeigt."
Dr. Manfred Stolpe schätzte ein, dass der Eindruck von "Steuerfetischismus", den Edmund Stoiber hinterlassen habe, ein Fehler gewesen sei. Der Herausforderer sei zu stark auf dieses ihm wichtige Themen "herumgeritten": "Das merken die Leute im Land." Außerdem wies er darauf hin, dass das Thema Arbeitslosigkeit ein vorrangiges Thema bliebe, auch wenn die Bewältigung der Flutkatastrophe jetzt aktuell im Vordergrund stünde. "Das Wort von der Langzeitkatastrophe Arbeitslosigkeit ist zu recht gefallen."
Dr. Lothar Späth beobachete eine "ziemliche Gleichwertigkeit im Erscheinungsbild" der beiden Politiker: "Das Niveau der Diskussion hat überzeugt und zeigt, dass ein solcher Fernsehschlagabtausch weiterhin gute Aussichten hat." Stoiber schien ihm stärker als erwartet gegen einen Schröder, der "in den ersten Minuten zeigen wollte, wer Herr im Ring ist. Stoiber hat mit seiner Kompetenz ausgeglichen, was Schröder mit gebremster Freudigkeit gepunktet hatte."
Peter Limbourg enthielt sich als Moderator des TV-Duells einer Bewertung der Kandidaten. Er sah keinen allzu großen Unterschied im Auftritt der Kontrahenten, die er beide für souverän hielt.
Die Ergebnisse der Umfrage des Forsa-Instituts "omninet", bei der 1036 repräsentative deutsche Internetbenutzer befragt wurden, die das TV-Duell verfolgt hatten, ergab: Bei der "Kanzler-Frage" vor der Sendung 43 Prozent für Schröder, 29 Prozent für Stoiber. Nach dem TV-Duell stiegen die Werte auf 47 Prozent für den amtierenden Kanzler gegenüber 33 Prozent für seinen Herausforderer. Auch die Parteien legten in der Bewertung zu: SPD von 38 auf 40 Prozent, CDU/CSU von 39 auf 42 Prozent. In den Themenbereichen "Sicherheit" punktete Schröder mit 50 Prozent vor Stoiber mit 33 Prozent, bei "Umwelt" mit 50 Prozent vor 17 Prozent. Ausgeglichen waren die Ergebnisse für Schröder und Stoiber bei "Arbeitsmarkt" mit 33 Prozent , "Zuwanderung" mit 42 Prozent.
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