Die Entwicklung des Arbeitsmarktes im März 2002
Deutlicher Rückgang
der Arbeitslosigkeit
Frühjahrsbelebung und Job-AQTIV-Gesetz wirken
sich aus
Teil 4 von 9
Nürnberg (ots)
II. Alte Länder
Weiterhin ungünstige Entwicklung der Arbeitslosigkeit
Die Erwerbstätigkeit dürfte im Verlauf des letzten Jahres abgenommen haben. Jedenfalls war die Zahl der voll sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nach ersten Hochrechnungen Ende Januar mit 22,72 Mio um 157.000 kleiner als ein Jahr zuvor (Dezember: -143.000; November: -79.000).
Die Arbeitslosigkeit ist im März saisonbereinigt geringfügig gesunken (-5.000), nachdem sie in den Monaten zuvor noch spürbar gestiegen war (z.B. November bis Februar durchschnittlich: +18.000). Gleichwohl ändert dies nichts an der konjunkturell ungünstigen Entwicklung, denn der aktuelle Rückgang beruht im Wesentlichen auf einer deutlichen Zunahme der Abgänge in Nichterwerbstätigkeit. Seit Anfang 2001 lässt somit der gesamtwirtschaftliche Abschwung die Zahl der Arbeitslosen nennenswert steigen.
Nicht saisonbereinigt hat sich die Arbeitslosigkeit, wie regelmäßig im März, beträchtlich verringert; sie nahm um 106.500 auf 2.682.600 ab. Dieser Rückgang war etwa so groß wie zumeist in diesem Monat (z.B. 1999 bis 2001 durchschnittlich: -105.400), aber deutlich günstiger als vor einem Jahr (-83.900). Folglich lag die Arbeitslosigkeit entsprechend weniger über dem Vorjahresstand (+143.700; Februar: +166.300; Januar: +169.100).
Die Arbeitslosenquote, bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen, belief sich im März auf 8,0 Prozent; berechnet auf der Basis der abhängigen zivilen Erwerbspersonen auf 8,9 Prozent. Damit sind die Quoten nur noch um 0,3 Prozentpunkte größer als vor einem Jahr.
Hinweise zum Verständnis der Berufsberatungsstatistik der Bundesanstalt für Arbeit
Die Berufsberatungsstatistik ist die einzige monatlich verfügbare Erhebung von Vorgängen auf beiden Seiten des Ausbildungsstellenmarktes. Die Daten liegen in tiefer berufsfachlicher und regionaler Gliederung vor und werden seit Jahren nahezu unverändert erhoben. Somit lassen sich lange Zeitreihen bilden, die Aufschluss über strukturelle Veränderungen am Ausbildungsstellenmarkt geben. Dabei ist jedoch zu beachten, dass die Daten aus Geschäftsvorfällen der Bundesanstalt für Arbeit gewonnen werden und die Inanspruchnahme der Dienste der Berufsberatung durch Betriebe und Jugendliche freiwillig ist.
Die Erfahrungen der Vergangenheit zeigen, dass die gemeldeten Ausbildungsstellen und gemeldeten Bewerber den Ausbildungsstellenmarkt, gemessen am Gesamtangebot und an der Gesamtnachfrage zwar i.d.R. zu mehr als 90% abbilden (Einschaltungsgrad), aber dennoch nicht vollständig. Denn ein nicht quantifizierbarer Teil der freiwilligen Inanspruchnahme durch Betriebe und Jugendliche richtet sich nach den jeweiligen Verhältnissen auf dem Ausbildungsstellenmarkt. Bei wachsendem Nachfrageüberhang schalten Ausbildungsbetriebe die Berufsberatung seltener und später, Jugendliche häufiger und früher ein. Bei einem Angebotsüberhang verhält es sich umgekehrt. Daher sind Schlüsse auf die absoluten Zahlen von Gesamtangebot und Gesamtnachfrage nicht möglich.
Aus der Entwicklung der rechnerischen Differenz zwischen gemeldeten noch nicht vermittelten Bewerbern und gemeldeten unbesetzten Stellen ("Lücke") lässt sich aber schließen, ob der Ausbildungsstellenmarkt insgesamt enger oder entspannter wird. Im Vergleich zum Vorjahr wachsende "Lücken" deuten recht zuverlässig auf einen enger werdenden, schrumpfenden "Lücken" auf einen sich entspannenden Ausbildungsstellenmarkt hin. Diese Vorausschätzungen können sich aber nur auf das relative Gefüge von Gesamtangebot und Gesamtnachfrage beziehen. Anhand des absoluten Umfangs der "Lücke" lässt sich auch abschätzen, wie viele Lehrstellen zum Ausgleich von Angebot und Nachfrage am Ende des Berichtsjahres (30. September) fehlen werden. Auch dabei kommt der Entwicklung der "Lücke" im Vergleich zum Vorjahr besondere Bedeutung zu.
Dagegen sagt der absolute Umfang der "Lücke", der während des laufenden Berichtsjahres errechnet wird, als solcher nichts über die Größe eines evtl. Defizits an Ausbildungsstellen aus. Denn im Gegensatz zum Arbeitsmarkt ist der Ausbildungsstellenmarkt nicht auf einen umgehenden Ausgleich von Angebot und Nachfrage gerichtet. Vielmehr orientieren sich Jugendliche und Betriebe am regulären Beginn der Ausbildungen im August und September und entscheiden sich häufig erst dann. Deshalb ist die "Lücke" im Frühjahr zwangsläufig noch sehr groß und nimmt erst zum Ende des Vermittlungsjahres deutlich ab. Verstärkt wird dies durch das erwähnte marktabhängige Meldeverhalten von Betrieben und Jugendlichen. Die "Lücke" im Laufe des Berichtsjahres mit der Zahl der am Ende des Vermittlungsjahres voraussichtlich fehlenden Ausbildungsplätze gleichzusetzen, ist also nicht sachgerecht.
Die Vermittlungsbemühungen der Berufsberatung für unvermittelte Bewerber werden auch nach Ende des Berichtsjahres fort gesetzt. Viele neue Ausbildungsangebote ergeben sich erst nach dem 30. September, sei es durch gezielte Sonderprogramme oder durch wieder freigewordene Ausbildungsplätze infolge nicht angetretener oder frühzeitig abgebrochener Ausbildungsverhältnisse.
- Teil 5 folgt -
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