VAUNET - Verband Privater Medien
VPRT-Veranstaltung zu Connected TV in Brüssel: Verband fordert Weiterentwicklung der europäischen und nationalen Medienregulierung für konvergente Angebote
Brüssel (ots)
Gäste aus der europäischen und nationalen Medienpolitik, Regulierer und Branchenvertretern diskutierten auf der gestrigen VPRT-Veranstaltung "Hybrid TV - nur ein neuer Hype?" im Hanse-Office in Brüssel über die Chancen und ordnungspolitischen Herausforderungen, die mit internetfähigen Endgeräten einhergehen. Dabei wurden Fragen des diskriminierungsfreien Zugangs zu Plattformen und Portalen, der Auffindbarkeit der Inhalte sowie des Signalschutzes vor unautorisierten Überlagerungen erörtert.
Der Vizepräsident und Vorsitzende des Fachbereichs Fernsehen und Multimedia des Verbandes Privater Rundfunk und Telemedien e.V. (VPRT), Dr. Tobias Schmid, appellierte an die europäische und nationale Medienpolitik, die regulatorischen Rahmenbedingungen mit der konvergenten Medienrealität abzugleichen: "Hybrid TV macht die absurde Situation der Regulierung auf nur einem Bildschirm deutlich: Auf demselben Gerät zur selben Zeit für annähernd identische Inhalte zwei unterschiedliche Regulierungsregime - das versteht kein Zuschauer und kaum ein Werbekunde. Vor allem aber wird dadurch das eigentliche Regulierungsziel nicht mehr erreicht. Wir brauchen eine sachliche Evaluierung bestehender Vorgaben mit dem Ziel einer fairen Regulierung." Er begrüßte, dass sich sowohl auf europäischer als auch auf nationaler Ebene die Diskussion intensiviere. "Die Politik müsse sich aber entscheiden, ob sie dem Rundfunk auch zukünftig eine besondere Rolle zuweist und die Regulierung entsprechend anpassen", so Schmid weiter.
Auch Dr. Matthias Knothe, Leiter der Stabsstelle Medienpolitik in der Staatskanzlei des Landes Schleswig-Holstein und Beauftragter des Bundesrates für "Audiovisuelle Medienpolitik", sah Anpassungsbedarf und griff die Idee einer Content-Richtlinie auf. Anknüpfungspunkt für weitere Überlegungen müssten die Inhalte sein, "denn erst durch diese bekämen alle Angebote, Plattformen und Verbreitungswege ihre Relevanz". Bei einer Gleichbehandlung aller Inhalte komme es allerdings auf die richtige Weichenstellung an. Keine Abstriche dürften insbesondere beim Jugend- und Verbraucherschutz gemacht werden. Die Lockerung der quantitativen Werbebestimmungen könne jedoch ein erster Schritt in Richtung eines 'fairen Wettbewerbs' sein. Ein besonderes Augenmerk müsse zudem dem Integritätsschutz der Programme gelten.
Professor Thaenert, Direktor der Hessischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (LPR Hessen), sah einen der wesentlichen Arbeitsschwerpunkte der Landesmedienanstalten in der Vielfaltsicherung: "Vielfalt sichern ist wichtiger als Sekunden zählen."
Petra Kammerevert, Europaabgeordnete und Mitglied des für Medien zuständigen Ausschusses Kultur und Bildung, sprach sich ebenfalls für einen wettbewerbsfähigen privaten Rundfunk aus: "Rundfunk ist auch in einer konvergenten Medienwelt Wirtschafts- und Kulturgut zugleich. Eine Regulierung von audiovisuellen Mediendiensten wird es weiterhin geben müssen."
Dr. Detlef Eckert, Direktor Politikkoordinierung und Strategie der Generaldirektion Informationsgesellschaft und Medien, räumte ein: "Zugang und die Frage des Must-be-Found sind aus medienrechtlicher Perspektive Themen der Zukunft." Grundsätzlich müsse ein wettbewerbsfähiger Ansatz gewählt werden, um kulturpolitische Ziele durchzusetzen. Die EU-Kommission beabsichtigt in der zweiten Jahreshälfte 2012 ihr Strategiepapier zu veröffentlichen und würde nach einer Konsultation für 2013 erste Vorschläge vorlegen.
Im Rahmen der Veranstaltung präsentierten eingangs zunächst Lars Friedichs, Leiter Teletext & Hybrid TV, ProSiebenSat.1 Digital und Dr. Rudolf Eyberg, Direktor Panasonic AVC Langen Development Centre, die wirtschaftlichen Potenziale und Geschäftsmodelle von Connected TV.
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