Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)
"Kultur gehört zu lebensnotwendigen Gütern der Umwelt des Menschen"
Potsdam / Osnabrück (ots)
Deutsche Bundesstiftung Umwelt setzt Engagement in fort - Über 65,5 Millionen Euro flossen nach Brandenburg
"Denkmäler spiegeln das geistige und kulturelle Erbe der Menschen wider. Mit ihnen gewinnt die Vergangenheit Konturen. Und die Zukunft Perspektiven. Kultur gehört zu den unverzichtbaren, lebensnotwendigen Gütern der Umwelt des Menschen. Sie gilt es, vor schädlichen Umwelteinflüssen zu schützen und für nachkommende Generationen ebenso nachhaltig zu bewahren wie die natürliche Umgebung des Menschen." - Mit diesen Worten übergab heute auf dem Pfingstberg in Potsdam Dr. Fritz Brickwedde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), Osnabrück, drei neue Bewilligungsschreiben über insgesamt 256.000 Euro an Vertreter der Projektpartner aus Potsdam. Insgesamt hat die größte Umweltstiftung Europas damit in Brandenburg 268 Projekte mit über 65,5 Millionen Euro unterstützt.
48.000 Euro erhält der Fachbereich Bauingenieurwesen der Fachhochschule Potsdam für die Entwicklung praxistauglicher Technologien der feuchtegesteuerten Lüftung an historisch wertvollen zeitweise genutzten Gebäuden. Dabei sollen ohne Eingriffe in die historische Substanz natürliche Klimapotenziale ausgenutzt werden, ohne energie-intensive klimatechnische Einrichtungen zu installieren. Brickwedde: "Wir wollen helfen, Feuchte-probleme zu vermeiden, zu verringern oder zu beseitigen, die zu Substanzverlusten, Schimmel-pilzbildungen, statischen Beeinträchtigungen, dem Verfall von Inventar oder auch einfach zu ästhetischen Beeinträchtigungen führen können. Die Folgen können dabei bis zum Totalverlust der baulichen Ressource und damit des baukulturellen Erbes führen."
Nach dem heutigen Stand der Technik werde zwar in Einzelbeispielen über Außen- und Innenklimafühler ermittelt, ob die Belüftung von Innenräumen je nach aktueller Wetterlage aus bau-klimatischer, hygienischer und konservatorischer Sicht vorteilhaft sei. Das DBU- Projekt ziele aber darauf ab, die Wirkungsweise ver-schiedener Einflussgrößen zu untersuchen, kostengünstige Standard-lösungen zu erarbeiten und für Gebäudeplaner und Betreiber zur Verfügung zu stellen.
Praktisch angewendet würden die Erkenntnisse am Keramik-Schaudepot im Keller-gewölbe des Volkskundemuseums Erfurt und am Kuppelsaal des Antiken-tempels im Park Sanssouci. Die Umweltrelevanz sei in der einfachen und wirksamen Möglichkeit der Nutzung von "Umweltenergie" - des örtlich verfügbaren Klimapotenzials - zu sehen, um das Raumklima positiv zu beeinflussen, die Nutzbarkeit zu verbessern und Bauten zu schützen. Durch individuell angepasste Planung könnten hohe Investitionskosten und vor allem hohe Betriebskosten vermieden werden. Die bedarfs-abhängige Steuerung der Lüftung verringere den Energieeinsatz bei Betrieb, Wartung und Bau-schadens-beseitigung sowie auch Schadstoff-belastungen aus Sanierung und Instandhaltung.
113.000 Euro erhält die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG), um damit umweltbedingte Schadstoffanreicherungen auf wertvollen Architekturteilen und Bauzierelementen aus Terrakotta an der Neuen Orangerie im Park Potsdam-Sanssouci zu beseitigen. Schmuckelemente charakterisierten die Bauten dieser Zeit und bildeten damit einen wesentlichen Bestandteil der Neuen Orangerie. Aus Terrakotta hergestellt unterlägen sie den Prozessen, die sich durch die Anreichung von Luftschadstoffen auf der Oberfläche in schädigender Weise ergeben. Vor allem die schlechte Umweltsituation in Potsdam zu DDR-Zeiten, die wesentlich auf schwefelhaltige Braunkohle-Hausbrand zurückzuführen sei, habe solch schädliche Ablagerungen an dem UNESCO Weltkulturerbe verursacht.
Das DBU-Projekt sehe modellhaft eine Lösung des Konservierungsproblems von Terrakotten vor. Über sorgfältige Schadens- und Materialuntersuchungen, den Vergleich von Reinigungsverfahren mit Entwicklung einer speziellen Analysemethode und die Erprobung geeigneter Konservierungs- und Ersatzmaterialien werde das Vorhaben am Ende eine Teilrestaurierung beinhalten. Frühzeitig würden Studenten der Fachhochschule Potsdam aus dem Fachbereich Steinrestaurierung einbezogen. Auch mittelständische Unternehmen seien beteiligt. Brickwedde: "In seiner Methodik ist das Vorhaben modellhaft. Zur Reinigung und Konservierung von Terrakotten liegen bisher kaum ausreichende Kenntnisse vor."
Weitere 95.000 Euro erhält die SPSG für ein Modellvorhaben zum denkmal- und naturschutzverträglichen Uferbau am Heiligen See im Neuen Garten/Potsdam. Brickwedde: "Der Erhalt seiner Ufer ist sowohl aus Sicht des Kulturgüter- als auch des Naturschutzes von hoher Bedeutung, bildet der See doch ein Reservoir für geschützte Pflanzen- und Tierarten." Als Weltkulturerbe unterliege insbesondere der Uferrandbereich erheblichen Belastungen durch eine Vielzahl von Touristen.
Das DBU-Projekt habe einen umweltverträglichen, landschaftsschonenden und denkmalgerechten Uferbau zum Ziel, der einen Schutz und eine Weiterentwicklung bestehender ufernaher Pflanzengesellschaften ermögliche und Lebensraum für gefährdete Tiere erhalte. Für die beschriebene Problemlage am Heiligen See reichten die bisher bekannten Verfahren allein nicht aus. Der Modellcharakter liege in der Berücksichtigung der Anforderungen des Naturschutzes. Hierbei kämen Produkte zum Einsatz, die für diese Zwecke noch nicht benutzt worden seien. Die Besucher des Sees sollten durch Öffentlichkeitsarbeit auf die innovativen Maßnahmen aufmerksam gemacht und im Sinne einer Vorsorge zu einem besseren Verhalten angeleitet werden.
Erfreut zeigte sich Brickwedde über den Verlauf der Restaurierungsarbeiten am Wasserbecken im Belvedere auf dem Pfingstberg, die die DBU ebenfalls mit knapp 100.000 Euro unterstützt hatte. Die durch schadstoffhaltige Wässer entstandenen Schäden hätten beseitigt, eine langfristige schadensfreie Nutzung sichergestellt werden können. Brickwedde: "Es wird als Vorbild für weitere Restaurierungen vergleichbarer Bauart zur Anwendung empfohlen und angewandt werden." Auch die knapp 77.000 Euro, die die DBU für die Entwicklung von problemangepassten Sanierungsstrategien für die am Marmorpalais in Potsdam-Sanssouci geschädigten Bauteile aus Marmor investiert habe, seien gut angelegt. Brickwedde: "Eine auf dieser Basis erstellte Diagnostik der Schäden stellt eine gute Grundlage für die Entwicklung problemangepasster Sanierungsstrategien für umweltgeschädigte Kulturgüter aus Marmor dar."
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