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Bundesbürger wollen teuren Krankenkassen den Rücken zukehren
Zusatzbeitrag zum Einheitstarif könnte Wechselwelle auslösen

Köln (ots)

Mit der Einführung des Gesundheitsfonds könnte ab Januar 2009 eine erhebliche Wechselwelle auf jene Krankenkassen zukommen, die von ihren Mitgliedern Zuschläge zum einheitlichen Beitragssatz verlangen. Von der Neuregelung der Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung profitieren können hingegen diejenigen Kassen, die mögliche Überschüsse in Form von Prämienzahlungen oder Zusatzleistungen an ihre Versicherten weitergeben.

Dies zeigt die aktuelle Studie "Markttracking Gesundheitsfonds" des Marktforschungs- und Beratungsinstituts psychonomics AG. 1.000 GKV-Mitglieder zwischen 16 und 65 Jahren wurden zu ihren Einstellungen zum Gesundheitsfonds und zu ihrer Wechselbereitschaft befragt.

Demnach steigt das Abwanderungsrisiko - das aktuell bei schätzungsweise vier bis sechs Prozent aller GKV-Mitglieder liegt - nach Einführung des Gesundheitsfonds für "teure", d.h. Zuschläge zum Einheitstarif erhebende Kassen um ein Mehrfaches an. Unter der Bedingung, dass die eigene Krankenkasse acht Euro Zuschlag monatlich verlangt, während es andere beim Einheitsbeitrag belassen, nimmt die Wechselbereitschaft (verglichen mit der "natürlichen" Fluktuation) beispielsweise um das Dreifache zu; in anderen untersuchten Marktszenarien sogar um das Vierfache.

Damit könnte der den GKV-Versicherten kürzlich erst von der Familienministerin von der Leyen empfohlene Wechsel teurer Krankenkassen durchaus größere Ausmaße annehmen.

Die stärkste Wechselneigung unter der Bedingung einer zukünftigen finanziellen Benachteiligung im neu-regulierten GKV-Markt zeigen derzeit die Mitglieder der Innungskrankenkassen (IKK), gefolgt von den Betriebskrankenkassen (BBK), den AOKen und den Ersatzkassen. Überdurchschnittlich wechselbereit sind vor allem die unter 50-Jährigen Versicherten. Grundsätzlich bevorzugen die Bundesbürger mehrheitlich solche Krankenkassen, die mögliche Überschüsse in Form von Prämien an ihre Versicherten ausschütten (56%), für viele (44%) sind aber auch zusätzliche Versicherungsleistungen attraktiv.

"Auch wenn der Wettbewerb der Krankenkassen durch das neue Finanzierungsprinzip in ein enges Korsett gezwängt wird und ´günstige´ Krankenkassen damit der Vergangenheit angehören, wird insbesondere das Überschreiten des Einheitstarifs eine hohe Signalwirkung auf die Versicherten ausüben und deren Wechselbereitschaft beflügeln", prognostiziert Anja Schweitzer, Leiterin der HealthCare Marktforschung der psychonomics AG.

Verunsicherung und Skepsis bei den GKV-Versicherten

Obwohl sich jeder zweite gesetzlich krankenversicherte Bundesbürger noch kein abschließendes Urteil zutraut, wird der Gesundheitsfonds überwiegend skeptisch beurteilt: Zwei Drittel der GKV-Mitglieder gehen davon aus, dass der im November von der Bundesregierung verkündete einheitliche Beitragssatz teils deutlich über dem jetzigen Tarif ihrer Krankenkasse liegen wird; mehr als jeder Zweite erwartet zudem ein (weiter) abnehmendes Leistungsniveau der gesetzlichen Krankenversicherung und bezweifelt die Gerechtigkeit und Solidarität der Neuregelungen. Ein Drittel der GKV-Versicherten lehnt die Vereinheitlichung der Beitragssätze sogar rundweg ab.

Generell sind mittlerweile drei Viertel (73%) der gesetzlich Krankenversicherten über die Einführung des Gesundheitsfonds informiert, im März dieses Jahres waren dies erst 53 Prozent. Deutlich weniger bekannt als die Vereinheitlichung der Beitragssätze ist bisher, dass die Kassen in bestimmten Grenzen Zuschläge erheben oder aber mögliche Überschüsse in Form von Prämien ausschütten können.

Aufmerksam geworden auf das Thema Gesundheitsfonds sind die GKV-Mitglieder bislang ganz überwiegend über die Medien - die Krankenkassen selbst halten sich mit der Information ihrer Versicherten hingegen noch stark zurück.

Die komplette 50-seitige Studie "Markttracking Gesundheitsfonds" mit zahlreichen Differenzierungen nach soziodemographischen Merkmalen, Krankenkassenzugehörigkeit, Gesundheitszustand, krankenversicherungstypologischen Profilen sowie für unterschiedliche Marktszenarien kann über die psychonomics AG bezogen werden. Die kommende Ausgabe der regelmäßigen Marktbeobachtung zu den Auswirkungen des Gesundheitsfonds erscheint Anfang Oktober 2008.

Weitere Studieninfo: www.psychonomics.de/tracking_gesundheitsfonds.pdf

Studienleitung: Anja Schweitzer (Leiterin psychonomics HealthCare) - Tel.: +49 (0)30 308 74 47-0 - E-Mail: anja.schweitzer@psychonomics.de

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