Selbstmedikation ohne Arzt und Apotheker
Köln (ots)
Zwei von fünf Deutschen (40%) kaufen freiverkäufliche Medikamente mittlerweile außerhalb von Apotheken in Drogerien, Reformhäusern, Supermärkten oder bei Discountern ein. Weitere 24 Prozent stehen dem Kauf der so genannten "OTC-Präparate" (OTC = over the counter / engl.) außerhalb von Apotheken aufgeschlossen gegenüber. 36 Prozent der Bundesbürger sind hingegen "exklusive Apothekenkäufer": sie können sich den Einkauf der zur Selbstmedikation freigegebenen Arzneimittel auch in Zukunft nur in der Apotheke vorstellen.
Dies zeigt die Studie "Health Care Monitoring" des Kölner Marktforschungs- und Beratungsinstituts psychonomics AG zum Schwerpunktthema "OTC im Mass Market". Rund 1.500 Bundesbürger ab 16 Jahren wurden repräsentativ befragt.
Das monatliche Ausgabevolumen für OTC-Präparate (wie freiverkäufliche Erkältungsmittel, leichte Beruhigungsmittel, Nahrungsergänzungsmittel, Rheumasalben etc.) liegt nach Verbraucherangaben durchschnittlich bei 9,30 Euro und hat sich gegenüber 2004 um 8 Prozent erhöht. "Überzeugte Mass-Market-Käufer" (37%) geben mit 11,10 Euro durchschnittlich deutlich mehr für OTC-Produkte aus, als die etwa gleich große Gruppe der "exklusiven Apothekenkäufer" (9,00 Euro). Kunden von Reformhäusern kaufen zu 64 Prozent dort auch Gesundheitspräparate ein; im Verhältnis deutlich häufiger als die Kunden von Drogeriemärkten (37%), Supermärkten (17%) und Discountern (17%).
Für die verschiedenen Einkaufsstätten sprechen aus Verbrauchersicht ganz unterschiedliche Gründe: Der Kauf in Apotheken wird insbesondere durch die qualifizierte fachliche Beratung, die Überzeugung von der Produktqualität sowie die große Produktauswahl motiviert. Für Reformhäuser sprechen neben der Produktqualität insbesondere die natürliche Grundlage der angebotenen Arzneimittel. Drogeriemärkte können vor allem über den Preis punkten. Und für den Kauf von OTC-Produkten im Supermarkt oder beim Discounter spricht neben dem Preis insbesondere die Bequemlichkeit - man geht ohnehin häufig dorthin.
Aus Apothekersicht stellt der Verkauf freiverkäuflicher Medikamente in niedrigschwelligen Einkaufsstätten - trotz einer in Deutschland im internationalen Vergleich sehr restriktiven Freigabepolitik - eine ernstzunehmende Konkurrenz dar. Teils befürchten die Apotheker sogar, einmal zu "Anhängseln" des Einzelhandels zu werden und zukünftig nur noch für verschreibungspflichtige Medikamente zuständig zu sein. Gleichzeitig gehen sie aber auch bei freiverkäuflichen Produkten davon aus, dass nur sie den Patientenbedürfnissen aufgrund ihrer Beratungskompetenz wirklich gerecht werden können.
Inwieweit sich die gesundheitspolitisch pauschal eingeforderte höhere Eigenverantwortung der Patienten langfristig verstärkend auf die Selbstmedikation auswirkt, bleibt derweil noch offen. Die Selbstmedikationsbereitschaft der Deutschen liegt seit Jahren bereits auf recht hohem Niveau: 58 Prozent versuchen sich bei leichteren Beschwerden bzw. zu Erkrankungsbeginn, mit rezeptfreien Medikamenten selbst zu helfen. Auch Ärzte ermutigen ihre Patienten bei "Bagatell-Beschwerden" durchaus zur Selbstmedikation und zu Preisvergleichen bei freiverkäuflichen Medikamenten. Gleichzeitig warnen sie aber vor der Freigabe "stärkerer Präparate".
Die Gesamtstudie "Health Care Monitoring 2005" und die Teilstudie "OTC im Mass Market" können über die psychonomics AG bezogen werden. Studienleiterin ist Frau Anja Schweitzer - Tel.: 0221-42061-329 - E-Mail: anja.schweitzer@psychonomics.de
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Ansgar Metz
Leiter Unternehmenskommunikation
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