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Kölnische Rundschau

Kölnische Rundschau: Kölnische Rundschau Kommentar zu Bsirske

Köln (ots)

Tollpatschig
MARKUS GRABITZ, Berlin, zur Kritik an Bsirske
Verdi-Chef Frank Bsirske hat
sich wegen seiner Urlaubs
reise in die Südsee viel Ärger
eingehandelt. Die derzeitige
Aufregung um das Urlaubsver
halten des Gewerkschafters
geht aber am Kern des Prob
lems vorbei.
Man muss ihn nämlich in drei
Punkten in Schutz nehmen:
Dass ein Gewerkschaftschef im
Aufsichtsrat des Konzerns sitzt,
ist nicht anstößig. Im Gegen
teil: Unternehmensmitbestim
mung durch Arbeitnehmer ist
ein Pluspunkt der bundesdeut
schen Wirtschaftsordnung. Ge
werkschafter sitzen nun einmal
in allen großen Konzernen in
den Kontrollgremien, und das
ist auch gut so.
Zum zweiten steht Aufsichtsrä
ten eine Vergütung zu. Und
wenn dazu bei der Lufthansa
auch Freiflüge gehören, dann
dürfen sie grundsätzlich selbst
verständlich auch von den Ver
tretern der Arbeitnehmerseite
genutzt werden.
Drittens war es richtig, dass
Bsirske während des Tarifkon
flikts bei der Lufthansa abge
taucht ist: In der eskalierenden
Tarifauseinandersetzung be
fand sich der Gewerkschafter in
einem klassischen Interessen
konflikt. Hier Bsirske, der stell
vertretende Vorsitzende des
Lufthansa-Aufsichtsrats, da
Bsirske, der Chef der streiken
den Gewerkschaft Verdi. Im Üb
rigen ist es auch allein seine
Sache, wo er Urlaub macht.
Nur, und hier liegt ein echtes
Problem: Bsirske hat sich an
greifbar gemacht, weil er sich
politisch so unsensibel und toll
patschig verhalten hat. Mitten
im tobenden Tarifkonflikt hätte
er seinen Flug in den Urlaub
über eine andere Airline bu
chen sollen, nein müssen.
Dann hätte er ungestört von al
len Turbulenzen in der Heimat
den Urlaub in der Südsee ge
nießen können.
Entweder war er so naiv zu
glauben, dass der Lufthan
sa-Trip des Gewerkschaftschefs
daheim nicht bekannt würde.
Oder, falls er das einkalkuliert
hat: Wie weltfremd muss man
eigentlich sein, wenn man
meint, dass diese Tatsache
nach all den Flugaffären der
Vergangenheit daheim nicht für
Ärger sorgt? Eine schwere Fehl
einschätzung.

Pressekontakt:

Kölnische Rundschau
Jost Springensguth
print@kr-redaktion.de

Original-Content von: Kölnische Rundschau, übermittelt durch news aktuell

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