Kölnische Rundschau: Kölnische Rundschau Kommentar zur Bahn
Köln (ots)
Grottenpeinlich
RAIMUND NEUSS zur Bahnpolitik
Schlechte Zeiten für die Bahn: Die Probleme mit den ICE-Radsätzen werden sich nun mindestens bis Weihnachten hinziehen - und gleichzeitig ge raten der Vorstand um Hartmut Mehdorn und mit ihm der Bun desverkehrsminister wegen der saftigen Gehaltserhöhung unter Druck, die den Bahnchefs vor dem geplanten Börsengang ge nehmigt wurde. Gegner der Bahn-Privatisierung machen sich einen populistischen Reim auf das Ganze: Spart die Bahn nicht an der Sicherheit, um sich börsenfein zu machen?
Das ist natürlich Blödsinn. Die Bahn nimmt gerade in diesen Tagen einen hohen Aufwand in Kauf, um die Sicherheit ihrer ICE-Züge zu gewährleisten. Üb rigens, welcher Investor würde wohl Aktien einer Firma kaufen, die ihren Kunden lebensge fährliche Abenteuer an Bord defekter Züge zumuten würde? Mit der Prüfung der Züge, so unangenehm die Folgen für die Kunden sind, tut Bahnchef Mehdorn das einzig Richtige.
Ob ihm für seine Leistungen bis zu 4,5 Millionen Euro zustehen sollten - darüber lie ße sich leichter diskutieren, wenn die Bahn ein normales Unternehmen wäre. Das wird sie nie wirklich werden, denn Mehdorn will in Personalunion sozusagen als Notar des Bun des dessen Schienennetz ver walten und einen weiterhin zu 75 Prozent bundeseigenen Ver kehrskonzern leiten.
Der Mann, der so viel verdienen soll wie ein durchschnittlicher Dax-Vorstand, bleibt also im Wesentlichen Angestellter ei nes Staates, dessen Regierung gerade das Gebot der Beschei denheit für AG-Vorstände ent deckt hat. Im Juni, als Meh dorns Gehalt beschlossen wur de, war die Regierung davon weit entfernt, und das macht die Sache grottenpeinlich.
Spät, zu spät sei er informiert worden, jammert Verkehrs minister Tiefensee. In Wirklich keit hat er sich damals für Meh dorns Gehalt offenbar so wenig interessiert wie sein Kollege Steinbrück. Mehdorn sollte sich jetzt entscheiden. Entweder wird er Vorstand einer börsen notierten AG. Oder er managt das Schienennetz des Bundes, aber bitte zu Tarifen, die einem Staatsdiener angemessen sind.
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