Kölnische Rundschau: Kölnische Rundschau Kommentar zum Arbeitsmarkt
Köln (ots)
Kein Grund zum Jammern
MARKUS GRABITZ, Berlin, zur Arbeitslosenstatistik
Einstweilen sind die kuscheli gen Zeiten am deutschen Ar beitsmarkt vorbei. Der kräftige Anstieg bei der Zahl der Jobsu chenden kann niemanden überraschen. Die Auftragslage in vielen Branchen ist seit Mo naten dramatisch eingebro chen, das kann auf Dauer nicht spurlos an der Jobstatistik vo rübergehen - wobei der deut sche Arbeitsmarkt im Vergleich zu dem anderer Länder sehr viel später auf den konjunktu rellen Einbruch reagiert hat.
Dafür gibt es Gründe: Der Kün digungsschutz ist hierzulande hoch, die Unternehmen können Durststrecken über Arbeitszeit konten, Kurzarbeitergeld sowie manche tarifvertraglich verein barte Instrumente abfedern. Zum Jammern gibt es im Übri gen noch keinen Grund: Zwar legte die Zahl der Arbeitslosen von Dezember zu Januar deut lich zu. Aber noch immer liegt sie unter dem Vergleichswert aus dem letzten Jahr.
Hinzu kommt ein saisonaler Ef fekt: Im Januar 2008 war es warm, auf dem Bau konnte durchgearbeitet werden. Dieses Jahr herrschen klirrende Tem peraturen, weswegen sich viele Saisonarbeiter arbeitslos ge meldet haben dürften.
Im Vergleich zu Irland oder Spanien, wo die Arbeitslosig keit sprunghaft gestiegen ist, kommt Deutschland ohnehin bislang einigermaßen glimpf lich davon. Dafür gibt es einen Grund, der durchaus ermuti gend ist: Einmal abgesehen von der Finanz- und Autobranche wird die Rezession von den hie sigen Unternehmen nicht als Struktur-, sondern als Konjunk turkrise wahrgenommen. Das heißt: Die Personalchefs gehen davon aus, dass das Tal irgend wann zu Ende ist. Ihre Produkte sowie die Marktanteile sind so gut, dass die Unternehmen wieder durchstarten wollen, wenn es aufwärts geht. Sie hal ten die Belegschaften stabil, weil sie dann ihre Fachleute wieder bitter nötig haben.
Wie lang aber die Durststre cke ist, die die Unterneh men ohne größere Entlassun gen schaffen, ist von Fall zu Fall verschieden. Die deutliche Zu nahme der Kurzarbeit ist ein untrügliches Zeichen, dass es in den nächsten Monaten wei ter abwärts geht.
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