Kölnische Rundschau: Kölnische Rundschau Kommentar zur Infopanne von Winnenden
Köln (ots)
Vorschnell
BIANCA POHLMANNzur Panne im Fall Winnenden
Die Frage nach dem Motiv des Amoklaufs von Winnen den, sie beschäftigt die Men schen, die Medien und die Er mittler seit Mittwoch. Doch so wie es kein Patentrezept zur Vermeidung solch einer Tat gibt, so gibt es auch keine ein fachen Antworten auf das War um. Vorschnelle Erklärungen, wie der angebliche Beweis für eine Ankündigung der Tat in ei nem Chat, richten nur Schaden an. Die Informationspanne des baden-württembergischen In nenministers Rech und der zuständigen Staatsanwalt schaft ist der beste Beweis. Das Vertrauen in die Ermittlungen wird dadurch tief erschüttert.
Man sei von der Aktualität ein geholt worden, rechtfertigt sich der Innenminister. Die Öffent lichkeit, die Medien hätten ih nen sonst vorgeworfen, bedeu tende Informationen zurückzu halten. Doch das oberste Gebot einer Informationspolitik kann nicht die Schnelligkeit, sondern muss die Richtigkeit sein.
Natürlich können sich im Lauf einer Ermittlung neue Fakten ergeben. Aber im Fall von Win nenden wurde über Stunden schlichtweg falsch informiert. Schon kurz nach der Presse konferenz gab es Hinweise auf eine Fälschung. Doch das In nenministerium und die Staats anwaltschaft betonten auch auf Nachfragen immer wieder die Echtheit des Dokuments. Nie gab es ein einschränkendes "vielleicht". Stattdessen wies man sogar noch darauf hin, die Ermittler hätten entsprechen des Material auf dem PC des Amokläufers gefunden.
Als ob die Panne nicht pein lich genug wäre, schieben sich die Behörden nun gegen seitig die Schuld in die Schuhe - und der Stuttgarter Innenmi nister weist jegliche Kritik an seinem Auftritt zurück. Gute Ermittlungen brauchen Zeit. Bei der Vielzahl von Spekulatio nen, die es derzeit rund um den Täter und sein Motiv gibt, sind gerade von den Behörden kla re, richtige Erklärungen not wendig. Darauf müssen und können auch Medien warten. Der Schaden, den man mit vor schnellen Antworten gibt, ist einfach zu groß. Es geht hier schließlich um 15 Menschen, die brutal getötet wurden. Und um deren Angehörige und Freunde, die eine fundierte Auf klärung erwarten.
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