Kölnische Rundschau: Kommentar Kölnische Rundschau zur Abwrackprämie
Köln (ots)
Spendierhosen
MARKUS GRABITZ, Berlin, zur Abwrackprämie
Diese Koalition zieht die Spendierhosen ja gar nicht mehr aus. Die Verständigung zwischen Kanzlerin und Kanz lerkandidat, es bei der Ab wrackprämie nun doch nicht wie geplant mit 600 000 För derfällen bewenden sein zu las sen, ist falsch.
Zum einen: Die längere Gewäh rung der Prämie soll eigentlich dazu dienen, die Probleme der Autohersteller zu lindern. Das Gegenteil wird der Fall sein: Schon bald wird der künstlich staatlich angefachte Boom in den Autofabriken nämlich leicht nachlassen. Und das trifft die Autohersteller dann umso härter, wenn im Sommer - das sagen die Prognosen - der Tiefpunkt der Branchenkri se erreicht ist. Hintergrund ist: Wer jetzt die staatliche Absatz förderung abgreifen will, muss sich mit seinem Gang zum Au tohändler und der Unterschrift unter den Kaufvertrag gar nicht mehr beeilen. Er kann sich Zeit lassen, und er wird sich Zeit lassen. Da die Nachfrage aus dem Ausland immer noch küm merlich ist, dürfte den Herstel lern schon bald die Arbeit aus gehen.
Klar ist zudem: Kaufinteressen ten schlagen nur einmal zu. Wer sich dieses Jahr einen neu en Wagen zulegt, wird sich in den Jahren 2010 folgende nicht mehr im Geschäft blicken lassen. Das heißt: Wenn der Absatz jetzt künstlich nach oben gejazzt wird, dann steht fest, dass er genauso erbar mungslos einbrechen wird, wenn die Prämie ausläuft. Hin zu kommen prinzipielle Beden ken: Jede Subvention führt zu Verzerrungen des Wettbe werbs. Im Fall der Abwrackprä mie profitieren eher die Her steller von Kleinwagen von der Förderung.
Es ist aber überhaupt nicht einzusehen, warum der Staat länger als notwendig die Kleinwagenhersteller päppeln soll. Mercedes, Audi und BMW haben ebenfalls heftige Einbrü che beim Absatz zu verkraften. Es ist ein Jammer: Die Politik weiß sehr genau, dass die Rechnung mit der Abwrackprä mie nicht aufgeht. Zumindest nicht für die Automobilindust rie. Womöglich aber für die Po litiker: Etwa, wenn das ganze Desaster in der Branche erst nach der Wahl sichtbar wird.
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