Kölnische Rundschau: zu den Mauerfall-Feiern
Köln (ots)
Das war gar keine leichte Aufgabe: Der Fall der Mauer war ein so aufwühlendes, chaotisches, beglückendes, sinnverwirrendes Ereignis, so vielfältig in seinen Ursachen, so uferlos in seinen Konsequenzen, dass es am 20. Jahrestag eine große Herausforderung gewesen ist, dem Gedenken an diesen deutschen Schicksalstag eine würdige Form zu geben - ohne die schwülstige Überhöhung stereotyper Sonntagsreden, aber auch ohne jene geschichtsvergessene Beiläufigkeit, mit der inzwischen mitunter die Errungenschaft der Einheit eher hingenommen als geschätzt wird. Es ist gut geworden. Berlin hat gefeiert, nicht schrill, aber fröhlich und bunt. Vor allem aber vielfältig, und das ist die einzig angemessene Form der Erinnerung. Es gibt ja nicht das eine alles überwölbende Einheitserlebnis. Die Einheit hat kaum eine deutsche Biografie unberührt gelassen. Aber in individuell sehr unterschiedlicher Weise. Was für die einen Vollendung war, war für die anderen ein enthusiastischer Aufbruch. Was den einen Freiheit bedeutete, war den anderen auch Wegfall von Sicherheit. Und was für den einen der Sieg der friedlichen, entschlossenen Ostdeutschen war, war für den anderen der Triumph einer klugen westdeutschen politischen Führung. Das alles spiegelte sich im 9. November. Und das alles spiegelte sich auch gestern in den Feiern. Die Kanzlerin spazierte mit Gorbatschow, Walesa und vielen ehemaligen Bürgerrechtlern über den Grenzübergang an der Bornholmer Straße. Aber es gab auch die hohe politische Würdigung mit Staatsgästen und Empfang beim Bundespräsidenten. Und es gab nicht zuletzt die vielen Mit-Feiern in den Hauptstädten der Welt. Noch heute ist die deutsche Einheit auch weltweit ein Grund zur Freude. Wie Dominosteine fielen die Mauerteile. Und die Kettenreaktion der Freiheit dauert noch immer an. Wie schön, dass an all das gestern erinnert wurde.
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