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Kölnische Rundschau Kommentar zu den Corona-Beschlüssen von Bund und Ländern

Ein gewagtes Spiel auf Zeit (ots)

Sandro Schmidt zu den Corona-Beschlüssen

Nicht Fisch und nicht Fleisch - so kann man die mühsam errungenen Corona-Beschlüsse der Bund-Länder-Runde am besten zusammenfassen. NRW-Ministerpräsident Armin Laschet hat das gestern im Landtag so formuliert: Es ist kein klares Öffnen, aber auch keine unveränderte Fortsetzung des Lockdowns.Herausgekommen ist ein kompliziertes Regelwerk, das vielen kaum zu vermitteln sein wird. Einkaufstourismus wenigstens soll zumindest in NRW verhindert werden. Gut so! Doch wenn die 7-Tage-Inzidenz im ganzen Lande zum Maßstab für Lockerungsschritte genommen wird: Dürfen dann Kreise wie Düren oder der Märkische Kreis mit Inzidenzen deutlich über 100 genauso lockern wie etwa der Rhein-Sieg-Kreis oder Bonn mit unter 50? Oder wird das alle paar Tage im Einzelfall und damit dann doch auf Kreise bezogen neu verhandelt? Das Dilemma der Entscheidungsträger allerdings ist klar. Wäre es nach den Erkenntnissen von Wissenschaftlern und Ärzten gegangen, hätte man den Lockdown am besten mit noch strengeren Maßnahmen verlängern müssen, um das Virus einigermaßen in den Griff zu bekommen. Jedoch: Der Handel, die Gastronomie, die Kultur- und Eventbranche, die Sportvereine und viele andere Bereiche sind nach den langen Schließungen am Ende ihrer Kräfte - ebenso zahlreiche Menschen aller Generationen, die in den letzten Wochen mehr oder weniger auf sich selbst zurückgeworfen waren. Sie hätten schlicht kein Verständnis mehr gehabt für eine Fortsetzung der bisherigen Maßnahmen und sich vielfach auch nicht mehr an die Regeln gehalten. Doch ohne Unterstützung der Bürger keine Pandemiebekämpfung. Also: Wirklich öffnen geht nicht, schließen ebenso wenig. Das Ergebnis ist ein kompliziertes Konstrukt, mit dem man sich über die nächsten Wochen wurschteln will. Die Hoffnung: Ab Mitte bis Ende April ist eine brauchbare Teststrategie etabliert, die man nebenbei gesagt schon längst hätte organisieren können. Zudem sind dann viel mehr Menschen durch Impfung geschützt, das Wetter wird wärmer, und durch alle diese Faktoren lässt sich die Ausbreitung von Corona besser eindämmen. Wenn alles gut geht, könnte man möglicherweise ab Mai umfangreichere Lockerungen zulassen. Doch diese ganze Strategie ist ein gewagtes Spiel auf Zeit mit vielen Wenns und Abers und der fragwürdigen Hoffnung, dass die Menschen ein komplexes Regelwerk, das kaum einer mehr nachhalten kann, nicht ignorieren. Funktioniert es nicht, wird sich Covid wieder rasant ausbreiten. Und wir alle stehen erneut am Anfang.

Pressekontakt:

Kölnische Rundschau
Sandro Schmidt
Telefon: 0221 1632554
sandro.schmidt@kr-redaktion.de

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