Eberhard Diepgen zu Russlands Krieg gegen die Ukaine: Stille Diplomatie auch mit Despoten
Berlin (ots)
Eberhard Diepgen, ehemaliger Regierende Bürgermeister von Berlin, mahnt mehr diplomatische Bemühungen im Ukraine-Konflikt an. Mit Blick auf den Krieg Russlands gegen die Ukraine sagte Diepgen der "Heilbronner Stimme": "Stille Diplomatie ist oft erfolgreicher als lautstarke. Ich würde das auch heute im Umgang mit Despoten beachten. Inhaltlich wird es irgendwann um das Thema Selbstbestimmungsrecht der Völker und um die Politik des Machbaren gehen."
Der 80-jährige CDU-Politiker betonte: "Die Stabilität des Kalten Krieges bildeten die Abschreckungsdoktrin sowie die Akzeptanz der unterschiedlichen Interessensphären. Gewiss, mit Vergleichen muss man vorsichtig sein. Die damals angewandten Gesetzmäßigkeiten des Kalten Krieges sollte man aber auch heute bedenken: Stabilität durch militärische Abschreckung und demonstrative Verteidigungsfähigkeit und -Bereitschaft. Es müssen klare Grenzen aufgezeigt und gleichzeitig der Interessen- und Einflussbereich der anderen Seite berücksichtigt werden."
Diepgen sagte weiter: "Wladimir Putin zeigt uns nun leider sehr deutlich, wie gefährlich es sein kann, wenn sich Macht zu sehr auf einzelne Personen konzentriert." Putins Geschichtsbild sei "einseitig und verdrängt entscheidende Veränderungen. Mit dem Ukraine-Krieg kann er in die Geschichte eingehen, weil er dem heterogenen Gebilde der Ukraine im Widerstand gegen seine Aggression eine staatliche Identität gegeben und die verschiedenen Strömungen, Menschen mit verschiedenen Religionen und unterschiedlichen Muttersprachen zusammengeschweißt hat. Zweitens investiert die Europäische Union nun endlich wieder mehr in die eigene Verteidigung, und der Westen scheint einig wie lange nicht".
Eberhard Diepgen, geboren am 13. November 1941 in Berlin, war Landes- und Fraktionsvorsitzender der CDU Berlin und von 1984 bis 1989 sowie von 1991 bis 2001 Regierender Bürgermeister von Berlin.
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