Alle Storys
Folgen
Keine Story von Amnesty International mehr verpassen.

Amnesty International

Todesstrafe in den USA
amnesty international fordert neuen Prozess für Mumia Abu-Jamal

Bonn (ots)

Journalist 1982 in unfairem Verfahren zum Tode verurteilt /
Angebliches Geständnis nachträglich aufgetaucht / Neue
Todesstrafendebatte in den USA / Hinrichtungsmoratorium in Illinois
Die Menschenrechtsorganisation amnesty international (ai) fordert
einen neuen Prozess für den zum Tode verurteilten US-Amerikaner Mumia
Abu-Jamal. Das gegen ihn geführte Verfahren sei fehlerhaft gewesen
und habe nicht den internationalen Ansprüchen an einen fairen Prozess
entsprochen, heißt es in einem heute in New York veröffentlichten
ai-Bericht. Mumia Abu-Jamal war im Juli 1982 im Bundesstaat
Philadelphia des Mordes an einem Polizisten für schuldig befunden und
zum Tode verurteilt worden.
Der Generalsekretär von amnesty international, Pierre Sané, sagte
bei der Vorstellung des Berichts "Ein Leben in der Schwebe - der Fall
Mumia Abu-Jamal" in New York: "Es geht nicht nur um das Leben eines
Mannes. Es geht um Gerechtigkeit - und die betrifft uns alle." Für
die Gerechtigkeit sei ein neuer Prozess notwendig.
Nach intensivem Studium der Prozessunterlagen kritisiert die
Menschenrechtsorganisation den unzureichenden Rechtsbeistand
Abu-Jamals, die Politisierung des Gerichtsprozesses vor dem
Hintergrund von Spannungen zwischen Weißen und Schwarzen in
Philadelphia  und die mögliche Voreingenommenheit der
Berufungsgerichte. "Danach war für uns klar, dass nur ein neuer und
fairer Prozess die Hinrichtung eines Mannes verhindern könne, dessen
Schuld bisher nicht erwiesen worden ist", sagt Karen Bagge,
USA-Expertin der deutschen Sektion von amnesty international.
Der schwarze Journalist Mumia Abu-Jamal soll am 9. Dezember 1981
den weißen Polizisten Daniel Faulkner ermordet haben. Seine
Verurteilung stützte sich im Wesentlichen auf die Angaben von drei
Augenzeugen, deren Aussagen vor Gericht stark von dem abwichen, was
sie gegenüber der Polizei zu Protokoll gegeben hatten. Ein
angebliches Geständnis des Angeklagten, das erstmals zwei Monate nach
dem Mord erwähnt wurde, war für die Richter offenbar ausschlaggebend
für das Todesurteil. Mumia Abu-Jamal hat aber stets seine Unschuld
beteuert.
Gegenwärtig ist der Fall Abu-Jamals vor einem Berufungsgericht auf
Bundesebene anhängig. Die Verschärfung der Gesetzgebung in den USA
hat 1996 die Möglichkeiten von Berufungsverfahren bei solchen
Prozessen jedoch massiv eingeschränkt. Die Zahl der Hinrichtungen ist
in den USA in den vergangenen Jahren angestiegen. 1999 wurden 98
Menschen im staatlichen Auftrag getötet.
Die gefährliche Entwicklung im US-Rechtssystem wird durch den
Bericht über den konkreten Fall Abu-Jamals hinaus deutlich. Aus
diesem Grund setzt sich amnesty international erstmals für die
Neuverhandlung eines Todesstrafen-Falls in den USA ein: "Nicht nur
Mumia Abu-Jamals Leben, sondern die Fairness des Rechtssystems sind
heute mehr als je zuvor in der Schwebe", sagt Karen Bagge.
Die Todesstrafe wird gerade in jüngster Zeit in den USA kontrovers
diskutiert. Nach zahlreichen Fehlurteilen hat der Gouverneur von
Illinois im Januar alle Hinrichtungen ausgesetzt. "Allein in Illinois
sind bereits 13 Menschen aus dem Todestrakt in die Freiheit entlassen
worden, weil sich nachträglich ihre Unschuld herausgestellt hatte.
Bundesweit sind es über 80 Menschen. Wie viele Unschuldige darüber
hinaus seit der Wiederzulassung der Todesstrafe 1976 hingerichtet
worden sind, lässt sich nicht ermitteln", sagt Karen Bagge.
Wenn Sie Nachfragen oder Interviewwünsche haben, wenden Sie sich
bitte an:
amnesty international      Tel.  + 49 - (0)228 - 98373-36 / - 0
- Pressestelle -           Fax:  + 49 - (0)228 - 630036
53108 Bonn                 E-Mail:  presse@amnesty.de
                           Internet: www.amnesty.de

Original-Content von: Amnesty International, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Amnesty International
Weitere Storys: Amnesty International
  • 12.01.2000 – 11:55

    Der Fall Augusto Pinochet: "Freilassung wäre kein Freispruch"

    Bonn (ots) - Der chilenische Ex-Diktator Augusto Pinochet wird sich für schwere Menschenrechtsverletzungen offenbar nicht vor einem Gericht verantworten müssen. Ein britisches Ärzteteam hat ihn für prozessunfähig erklärt. Dazu Nils Geißler, Vorstandssprecher der deutschen Sektion von amnesty international: "Für die internationale Menschenrechtsbewegung ...