Analyse: Gender-Pay-Gap wächst in den Branchen Beratung, Pflege und Pharma besonders stark
Gender-Pay-Gap wächst in den Branchen Beratung, Pflege und Pharma besonders stark
Auswertung von über 360.000 Gehaltsdaten auf kununu untersucht die Entwicklung der Gehaltsschere mit zunehmender Berufserfahrung.
Wien/Hamburg, 01. März 2023 – Der Equal Pay Day, der in Deutschland dieses Jahr am 7. März stattfindet, markiert symbolisch die bestehende Gehaltslücke zwischen Frauen und Männern. Zusätzliche Relevanz erhält der Gender-Pay-Gap durch eine aktuelle Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichtes, nach der Arbeitgeber einen Lohnunterschied von Männern und Frauen nicht mit dem Verhandlungsgeschick begründen dürfen. Laut statistischem Bundesamt verdienten Arbeitnehmerinnen im vergangenen Jahr pro Stunde 18 Prozent weniger als Arbeitnehmer. Der bereinigte Gender-Pay-Gap lag im Jahr 2022 bei durchschnittlich sieben Prozent.
Eine Datenanalyse der Arbeitgeber-Bewertungsplattform kununu auf Basis von über 360.000 Gehaltsangaben zeigt dabei, dass zwischen den Branchen ein teils erheblicher Unterschied in der Entwicklung des Gender-Pay-Gaps mit zunehmender Berufserfahrung besteht. Demnach steigt der Gehaltsunterschied in den Branchen Beratung, Pflege und Pharma um eine zweistellige Zahl an Prozentpunkten an, während er sich beispielsweise in der Immobilienbranche minimal verringert.
Beratungsbranche: Größter Anstieg des Gender-Pay-Gaps um 14 Prozentpunkte
In der Beratung steigen Frauen im Durchschnitt mit einem um 13 Prozent geringerem Durchschnittsgehalt ein. Der Gender-Pay-Gap entwickelt sich in dieser Branche sehr steil – nach sechs bis zehn Jahren Berufserfahrung wächst der Lohnunterschied durchschnittlich um 14 Prozentpunkte auf 27 Prozent an. Mit sechs bis zehn Jahren Berufserfahrung in der Beratung kommen Frauen durchschnittlich auf ein Bruttojahresgehalt von 53.943 Euro, Männer auf 68.684 Euro – ein Lohnunterschied von 14.741 Euro.
Trotz hohen Frauenanteils: Gender-Pay-Gap in der Branche Gesundheit/Soziales/Pflege steigt um 11 Prozentpunkte
Auf kununu stammen 63 Prozent aller Gehaltsangaben im Bereich Gesundheit/Soziales/Pflege von Arbeitnehmerinnen – die Branche ist entsprechend weiblich geprägt. Doch auch in dieser Branche zeigen sich deutliche Verdienstunterschiede. Liegt der Gehaltsunterschied beim Berufseinstieg bei zwölf Prozent, so wächst er um elf Prozentpunkte auf 23 Prozent bei einer Berufserfahrung von sechs bis zehn Jahren an. Frauen mit dieser Berufserfahrung kommen im Durchschnitt auf ein Gehalt von 38.955 Euro brutto im Jahr, Männer mit der gleichen Erfahrung erhalten 47.861 Euro und damit 8.906 Euro brutto mehr. Die durchschnittliche Lohndifferenz beträgt 23 Prozent. Damit rangiert die Branche Gesundheit/Soziales/Pflege in der betrachteten Auswertung auf Platz zwei der Branchen mit dem höchsten Anstieg des Gender-Pay-Gaps.
In der Medizin- und Pharma-Branche wächst der Gender-Pay-Gap um zehn Prozentpunkte
Den dritten Platz der Branchen mit dem höchsten Anstieg des Gender Pay Gaps belegt mit zehn Prozentpunkten die Branche Medizin und Pharma. Der durchschnittliche Lohnunterschied steigt von zwölf Prozent bei einer Berufserfahrung von null bis drei Jahren auf eine Differenz von 22 Prozent bei einer sechs bis zehnjährigen Berufserfahrung. Frauen mit sechs bis zehn Jahren Berufserfahrung erhalten im Durchschnitt ein Gehalt in der Höhe von 51.459 Euro, Männer erhalten durchschnittlich 62.731 Euro. Damit beträgt die Lohndifferenz 11.272 Euro brutto im Jahr.
Finanzbranche: Bereits bei Berufseinstieg durchschnittlich 24 Prozent weniger Gehalt für Frauen
Der insgesamt höchste Gender-Pay-Gap herrscht in der Finanzbranche. Mit bis zu drei Jahren Berufserfahrung verdienen Männer fast ein Viertel (24 Prozent) mehr als ihre Kolleginnen. Das Gehalt von Frauen beträgt bei ihrem Berufseinstieg in die Finanzbranche durchschnittlich 36.599 Euro brutto im Jahr, Männer erhalten in den ersten drei Jahren durchschnittlich 45.368 Euro. Das ist ein Lohnunterschied von 8.769 Euro brutto im Jahr. Männer mit sechs bis zehn Jahren Berufserfahrung verdienen im Durchschnitt sogar fast ein Drittel (32 Prozent) mehr als ihre ebenso erfahrenen Kolleginnen. Mit dieser Berufserfahrung verdienen Männer in der Finanzbranche durchschnittlich 62.828 Euro, Frauen verdienen 47.549 Euro – in absoluten Zahlen beträgt der durchschnittliche Gehaltsunterschied 15.279 Euro brutto im Jahr.
Gender-Pay-Gap: Gehaltstransparenz legt Missstände offen
„Der Gender-Pay-Gap steigt mit zunehmender Berufserfahrung deutlich. Mit sechs bis zehn Jahren im Beruf beginnt häufig die Lebensphase, in der Familien gegründet werden. Dass der Gender-Pay-Gap in dieser Zeit noch weiter steigt, ist ein Indikator dafür, dass die Familiengründung für Frauen nochimmer eine Karrierebremse ist”, erklärt Nina Zimmermann, CEO von kununu. „Gehaltstransparenz hilft, diese Missstände offenzulegen. Politik und Arbeitgeber sind in der Pflicht, aktiv gegenzusteuern und Karriere- und Fördermöglichkeiten weiter zu verbessern”, so Zimmermann weiter.
Über die Auswertung
Für die Auswertung hat kununu über 360.000 Gehaltsdaten aus dem Zeitraum vom 01.01.2020 bis zum 31.12.2022 analysiert. Es wurden Branchen ausgewählt, für die mindestens 5.000 Gehaltsangaben vorliegen, davon mindestens 33 Prozent von Frauen. Bei den Gehaltsangaben handelt es sich um durchschnittliche Jahresbruttogehälter, wobei Teilzeitgehälter exkludiert wurden.
Über kununu
kununu ist die führende Arbeitgeber-Bewertungsplattform im deutschsprachigen Raum. Bislang haben Mitarbeiter und Jobsuchende auf kununu.com mehr als 8 Millionen Workplace Insights in Form von Arbeitgeber-Bewertungen, Kultur-Assessments und Gehaltsangaben hinterlassen. Jobinteressierte finden auf der Plattform daher authentische, detaillierte und ungefilterte Einblicke in die Arbeitswelt. Unternehmen nutzen dieses Feedback, um sich als Arbeitgeber zu entwickeln, ihre Arbeitgebermarke in einem besonders glaubwürdigen Kandidaten-Umfeld zu präsentieren und kontinuierlich den Dialog mit Feedbackgebern und Kandidaten zu führen. kununu ist ein Tochterunternehmen der NEW WORK SE. 120 Mitarbeiter arbeiten in Wien, Hamburg, Porto und Berlin daran, die Arbeitswelt transparenter zu machen.
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