Bayerisches Fernsehen
Sonntag, 02. April/Montag, 03. April, 23.00 Uhr
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ZUM TODE VON TOM TOELLE
Gin Rommé
Fernsehfilm von Tom Toelle, 1983
München (ots)
Nach dem Bühnenstück von Donald L. Coburn Mit Edda Seippel und Klaus Schwarzkopf
Weller Martin und Fonsia Dorsey, die Figuren des Zwei-Personen-Stücks, sind Bewohner des Bentley Alten- und Genesungsheims. Dieses Altersheim ist wie Hunderte andere Altenheime in den USA oder Europa: Einsamkeit und Langeweile dominieren ebenso wie Vergessensein und Vergessenwollen. Das Kartenspiel Gin-Rommé wird zur vermeintlich erlösenden Freizeitgestaltung.
In Tom Toelles Fernsehfilm ist Gin Rommé jeodch weder Jux noch Zeitvertreib oder Beschäftigungstherapie. Was euphemisch mit der Bezeichnung Spiel umschrieben wird, ist für Weller Martin Kampf. Für ihn bedeutet Sieg oder Niederlage Dominanz oder Unterwerfung. Weller Martin versucht das alte Spiel des Lebens weiterzuspielen. Er gibt sich als Kartenexperte aus und ist von der Überlegenheit des männlichen Intellekts im Allgemeinen und von der Überlegenheit des eigenen Intellekts im Besonderen überzeugt. Weller Martin will nicht einsehen, dass er schon verloren hat, noch bevor er die erste Karte anrührt. Und so verliert er alle Spiele mit Ausnahme eines einzigen, das ihn die zunächst ahnungslose Fonsia Dorsey gewinnen lässt.
Nun hätte natürlich für ihn die Möglichkeit bestanden, abzubrechen und den Zufall zu zitieren, der ja glücklicherweise bei Kartenspielen eine gewisse Rolle spielt, um zumindest die Fiktion seiner Überlegenheit zu retten. Doch Weller Martin will nur eines: ein weiteres Spiel nach jeder verlorenen Partie. Dazu muss er Fonsia Dorsey überreden. Weller Martin zieht alle Register: Er schmeichelt, er droht, schimpft und flucht, versucht sie mit physischer Gewalt am Verlassen des Raumes zu hindern, ist dann wieder menschlich teilnahmsvoll, entschuldigt sich, heuchelt sogar kurzfristig Desinteresse am Spiel, das den Sieg bringen soll, die definitive Demonstration seiner Überlegenheit. Der ehemalige Firmeninhaber und gescheiterte Geschäftsmann konzentriert alle seine Kräfte, kanalisiert alles, was ihm an Energie noch geblieben ist, zu diesem einzigen Zweck, einer Frau seine Überlegenheit zu beweisen. Nur: Die Siegerin am Ende heißt Fonsia Dorsey.
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