++ BUND-Studie: Hochradioaktiver Atommüll in Zwischenlager unzureichend sicher und gesichert: Umweltverband fordert von Behörden und Politik ein solides Sicherheitskonzept ++
Pressemitteilung
20. Juni 2023
BUND-Pressestelle
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BUND-Studie: Hochradioaktiver Atommüll in Zwischenlager unzureichend sicher und gesichert
Umweltverband fordert von Behörden und Politik ein solides Sicherheitskonzept
- Situation aller 16 Zwischenlager in Deutschland problematisch
- Überprüfung und Nachbesserungen der konzeptionslosen Zwischenlagerung erforderlich
- BGZ muss sichere Langzeitlager schaffen bis Endlager kommt
Berlin. Alle deutschen Atomkraftwerke (AKW) sind abgeschaltet, doch der Atommüll bleibt als radioaktives Erbe über Jahrmillionen erhalten und gefährdet weiter Mensch und Natur. Eine aktuelle Studie im Auftrag des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) zeigt, dass die Situation der 16 Zwischenlager für hochradioaktive Abfälle immer noch teils hochproblematisch ist.
Planung und Forschung der Gesellschaft für Zwischenlagerung mbH (BGZ) orientieren sich weiterhin an einem unrealistischen und veralteten Zeitplan beim Umgang mit Zwischenlagern. Es wird kein Endlager bis 2051 geben. Laut Entsorgungskommission (ESK) sind Zeiträume von bis zu 120 Jahren realistisch. Viele Zwischenlager müssen aus Sicht des BUND schnellstens nachgebessert werden. Es braucht ein solides, deutschlandweites Sicherheitskonzept. Das Bundesumweltministerium ist besonders gefordert, die Nachbesserungen zu veranlassen, es darf keinesfalls Genehmigungen auf der Grundlage alter Pläne einfach durchwinken.
Olaf Bandt, BUND-Vorsitzender: „Deutschland geht erschreckend unvorsichtig und konzeptionslos mit seinem Atommüll um. An allen 16 Standorten ist die Situation der Lagerung des strahlenden Mülls problematisch. Erst im nächsten Jahrhundert wird es ein Endlager für hochradioaktive Abfälle geben. Die Zwischenlager werden schleichend zu Langzeitlagern und sind dafür gar nicht ausgelegt. Deshalb dürfen die zuständige Gesellschaft BGZ und die politisch Verantwortlichen die Hände nicht länger in den Schoß legen und diese dramatische Entwicklung nicht weiter ignorieren. Bundesministerin Steffi Lemke muss das Thema zur Chefinnensache erklären. Alle weiteren Genehmigungen müssen an die geänderte Faktenlage angepasst werden. Bei der Sicherheit braucht es Nachbesserungen. Ein neues Zwischenlagerkonzept muss transparent und in einem breiten öffentlichen Prozess mit umfassenden Beteiligungsmöglichkeiten der Bevölkerung erarbeitet werden. Gleichzeitig darf das Zwischenlagerproblem kein Argument für eine Beschleunigung der Atommüll-Endlagersuche sein. Denn dann wäre die Suche zum Scheitern verurteilt.“
Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine zeigt, welches Gefahren- und Drohpotenzial durch Atomkraftwerke und Atomanlagen entsteht. Sie sind Druckmittel und mögliche militärische Ziele. Solche Szenarien müssen Eingang in ein Sicherheitskonzept für die langfristige Lagerung finden.
Oda Becker, Atomgutachterin und Studienautorin: „Zwei deutsche Zwischenlager besitzen seit Jahren aufgrund fehlender Sicherheitsnachweise keine gültigen Genehmigungen, sondern lagern die abgebrannten Brennelemente lediglich aufgrund aufsichtlicher Anordnungen. Es wäre fatal, aus diesen Fehlern nicht zu lernen und abzuwarten, bis eine derartige Situation an weiteren Standorten eintritt. Daher muss jetzt frühzeitig eine umfassende Überprüfung des gesamten Zwischenlagerkonzepts erfolgen.“
Situation in Niedersachsen belegt dringenden Handlungsbedarf
Susanne Gerstner, Landesvorsitzende BUND-Niedersachsen fügt mit Blick auf die Situation in Niedersachsen an: „Niedersachsen hat einen traurigen Spitzenplatz, was gescheiterte Konzepte für Atommülllager betrifft. Zwar wurde der von vornherein ungeeignete Standort Gorleben bei der Endlagersuche endlich aufgegeben. Bis heute gibt es jedoch keine Lösung für die Castor-Behälter, die in einer oberirdischen Zwischenlager-Halle neben dem Erkundungsbergwerk aufbewahrt werden. Hinzu kommt ein havariertes Atommülllager in der Asse, das weiter abzusaufen droht. Wir erwarten, dass Politik aus diesen Skandalen lernt! Nach wie vor steht jedoch der Planfeststellungsbeschluss für ein Lager in Schacht Konrad im Raum. Bereits zum Zeitpunkt der Genehmigung entsprach Schacht Konrad nicht dem Stand von Wissenschaft und Technik. Der BUND fordert das Land auf, das Atommüllprojekt endlich aufzugeben und den Weg für eine transparente und wissenschaftlich basierte Standortsuche frei zu machen. Der Antrag auf Widerruf des Planfeststellungsbeschlusses muss endlich entschieden und die Baumaßnahmen gestoppt werden.“
Hintergrund / Kurzzusammenfassung Studie:
BUND-Studie zeigt problematische Situation aller 16 Zwischenlager für hochradioaktive Abfälle in Deutschland. Terrorschutz unzureichend, Reparatur- und Inspektionsmöglichkeiten fehlen, zwei Lager sind wegen fehlender Sicherheitsnachweise seit 10 Jahren ohne Genehmigung. Das Sicherheitskonzept muss an die verlängerte Lagerdauer angepasst werden, laut Entsorgungskommission können das bis zu 120 Jahre sein. Der BUND fordert die zuständige Gesellschaft BGZ und das Bundesumweltministerium zur Überprüfung und Nachbesserungen der konzeptionslosen Zwischenlagerung auf.
Die Genehmigungen der Zwischenlager laufen zwischen 2034 und 2047 aus. Sechs Jahre vor Ende der Aufbewahrungsgenehmigung muss die zuständige BGZ den Verbleib der eingelagerten Brennelemente nachweisen. Für das Zwischenlager Gorleben ist das im Jahr 2028.
Mehr Informationen:
- Terminhinweis: Fachtagung zur Zwischenlagerung radioaktiver Abfälle am Freitag, den 23. Juni 2023, 11.00 - 16.30 Uhr, im Pavillon Hannover. Um 13.00 Uhr ist ein Pressegespräch geplant, bei dem u.a. auch Studienautorin Oda Becker für Presseanfragen zur Verfügung stehen wird. Mehr: https://www.atommuellreport.de/projekte-termine/fachtagungen.html
- BUND-Studie: Aktuelle Probleme und Gefahren bei deutschen Zwischenlagern für hoch-radioaktive Abfälle finden Sie hier
- Kontakt: Juliane Dickel, Leitung Atom- und Energiepolitik, Tel.: 030-27586-562, Mobil: 0176-31267936, E-Mail: juliane.dickel@bund.net
- Kontakt BUND-Landesverband Niedersachsen: Elisabeth Schwarz, Pressesprecherin, Tel.: 0511-96569-32, Mobil: 01515-3311188, E-Mail: presse@nds.bund.net
Hrsg.: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) e.V., Petra Kirberger (v.i.S.d.P.), Kaiserin-Augusta-Allee 5, 10553 Berlin