Schieles große Liebe: Leopold Museum würdigt Wally - BILD
Erste umfassende Wally Neuzil-Ausstellung gewidmet Rudolf Leopold zum 90. Geburtstag
Wien (ots)
Wally Neuzil, Muse und Lebensgefährtin von Egon Schiele, steht im Zentrum der neuen Ausstellung des Leopold Museum "WALLY NEUZIL. Ihr Leben mit EGON SCHIELE", die ab 27. Februar 2015 zu sehen ist. Erstmals widmet sich eine Schau jener Frau, die dem Künstler zwischen 1911 und 1915 nicht nur als Modell zur Verfügung stand, sondern in diesen Jahren auch seine beste Freundin, Geliebte und Partnerin war. "Am 1. März 2015 wäre Prof. Rudolf Leopold (1925-2010), der Gründer des Leopold Museum 90 Jahre alt geworden", ruft Peter Weinhäupl, Managing Director des Leopold Museum, in Erinnerung: "Er hat uns ein großes Erbe hinterlassen. Wir widmen ihm diese Ausstellung".
Zwtl.: Wally Neuzil - Die Person hinter Schieles berühmtem Gemälde
Die von Diethard Leopold, Stephan Pumberger und Birgit Summerauer kuratierte Schau begibt sich auf die Spuren von Walburga "Wally" Neuzil (1894-1917), die man vor allem durch das berühmte, von Egon Schiele (1890-1918) im Jahr 1912 geschaffene "Bildnis Wally Neuzil" kennt. Die Ausstellung nähert sich nun erstmals der Person hinter diesem Gemälde anhand von Kunstwerken, Autografen, Fotos und Dokumenten.
Zwtl.: 200 Objekte: Gemälde, Zeichnungen, Fotos und Dokumente
Zu sehen sind im Leopold Museum bedeutende Schiele-Gemälde sowie Zeichnungen und Aquarelle des Künstlers, dabei viele, für die Wally Modell stand. Die Ausstellung präsentiert insgesamt rund 200 Objekte, darunter 18 Gemälde, 43 Arbeiten auf Papier, ca. 80 Fotografien und Diapositive, 32 Autografen und zahlreiche weitere Dokumente. Die Auswahl umfasst Kunstwerke aus der Sammlung des Leopold Museum sowie Leihgaben aus der Leopold Privatsammlung und weiteren nationalen und internationalen Sammlungen.
Zwtl.: Rekonstruiert: Wallys Leben an der Seite Schieles
Für die Ausstellung wurden sämtliche bekannten Dokumente zum Leben Wallys zusammengetragen. Durch intensive Recherche konnte das Leben der Frau an der Seite Schieles rekonstruiert werden. Leopold Museum-Direktor (interim.) Franz Smola: "Trotz der eher spärlichen Fakten, die wir über Wally kennen, lässt sich in Verbindung mit dem im Egon Schiele-Dokumentationszentrum (ESDZ) des Leopold Museum gepflegten Wissen ein sehr persönliches Bild des Lebens von Egon und Wally in jenen Jahre zeichnen". Das ESDZ war 2009 auf Betreiben von Rudolf Leopold und Peter Weinhäupl ins Leben gerufen worden und wird von Stephan Pumberger geleitet, der 2013 Sandra Tretter in dieser Funktion nachfolgte.
Zwtl.: Eines der Lieblingsbilder Rudolf Leopolds: Schieles "Tod und Mädchen"
Besonders stolz ist Franz Smola auf die zahlreichen prominenten Leihgaben. Neben "Tod und Mädchen" (1915), "für Rudolf Leopold eines seiner Lieblingsbilder", steuerte etwa das Wien Museum das Fotoalbum Arthur Roesslers bei. In der Ausstellung kann man es in elektronischer Form auch komplett durchblättern. Das Album zeigt Aufnahmen aus der Sommerfrische Roesslers 1913 in Altmünster am Traunsee, wo Egon mit Wally mehrere Tage bei Roesslers zu Gast waren. Das Album enthält das einzige Foto, das Egon Schiele gemeinsam mit Wally zeigt. Prominente Leihgeber sind neben zahlreichen österreichischen Institutionen auch das Gemeentemuseum Den Haag, das Moderna Museet in Stockholm und zahlreiche private Leihgeber u.a. über Vermittlung von Christies und dem Londoner Galeristen Richard Nagy.
Zwtl.: Wally Neuzil: eine außergewöhnliche Existenz
Diethard Leopold beleuchtet in der Ausstellung und im Buch die psychologische Seite der Beziehung von Wally und Egon. Die Dynamik der Figur Wally werde vor dem Hintergrund von Wien 1900 besser sichtbar. Durch die Betrachtung der Person Wally werde aber gleichzeitig die Zeit des frühen 20. Jahrhunderts lebendiger. Die Schau zeige "die Geschichte einer außergewöhnlichen Existenz, einer Frau, die ihr Schicksal selbst in die Hand nimmt, ehe sie vom Hintergrund, aus dem sie auftauchte, wieder verschluckt wird, schwer erkrankt und früh stirbt." Wally unterstützte Egon nicht nur in den alltäglichen Bedürfnissen, sondern verhalf ihm auch zu Selbst-Reflexion, gab zurück und ermöglichte ihm das eigene Dasein zu hinterfragen. Wally begleitete Egons Tun, stellte aber auch die Frage, "Was tust du denn eigentlich?".
Zwtl.: Wally: Egons Beistand in schwierigen Zeiten
Für Birgit Summerauer ist Wally "nicht nur Schieles wichtigstes Modell, sondern vor allem auch eine Weggefährtin, die ihm in schwierigen Momenten zur Seite stand". In der Krumauer Zeit, wo Egon und Wally, unverstanden von der Bevölkerung, die Zelte abbrachen, oder während der Gefängnisaufenthalte, als Egon zuerst in Neulengbach vierundzwanzig Tage in Untersuchungshaft war und in St. Pölten, wo er weitere drei Tage aufgrund der Verurteilung wegen Verbreitung unsittlicher Zeichnungen hinter Gittern verbringen musste.
Zwtl.: Wallys Herkunft aus "bescheidenen Verhältnissen": Typische Ausgangsposition in Wien um 1900
Als "typisch für Wien um 1900" bezeichnet Stephan Pumberger die Ausgangsposition von Wally Neuzil. Ihr unstetes Leben in prekären Verhältnissen, sie wechselte zwischen 1911 und 1917 23 Mal den Wohnsitz, das Ausüben verschiedenster Berufe innerhalb kurzer Zeit, der geringe persönliche Besitz stehen in krassem Gegensatz zu den oft glorifizierten Jahren der Gründerzeit mit ihrem Bauboom, den großbürgerlichen Familien und Sammlern. Nach der schmerzvollen Trennung von Schiele durch seine Liaison und Heirat mit Edith Harms gelingt es Wally eine völlig eigenständige Existenz aufzubauen. Sie wird zur Krankenpflegerin ausgebildet und geht mitten im Krieg nach Dalmatien, wo sie in einem Marodenhaus der k. u. k. Landwehr an Scharlach erkrankt und im Alter von 23 Jahren stirbt. Weniger als ein Jahr später sterben Egon und Edith Schiele an der Spanischen Grippe.
Zwtl.: Wally und Egon: mit dem letzten Geld mit der Straßenbahn nach Hause
Elisabeth Leopold erinnert daran, dass es Wally nicht leicht hatte und Schiele immer in Geldnöten war, dass es aber auch viele gemeinsame heitere Stunden gab. So ist überliefert, dass Wally den Sammler und Gönner Schieles, Heinrich Benesch, um ein paar Kronen bat, da Schiele in Geldnot war. Elisabeth Leopold: "Was tat Egon? Er ging mit Wally ins Burgtheater, dann gut essen und mit dem letzten Geld fuhr man mit der Straßenbahn nach Hause "
Zwtl.: Die Ausstellung und das Buch
"Wally Neuzil. Ihr Leben mit Egon Schiele" von 27. Februar bis 1. Juni 2015 im Leopold Museum, Museumsplatz 1, 1070 Wien, täglich außer Dienstag von 10 bis 18 Uhr, Donnerstag bis 21 Uhr. Zur Ausstellung ist ein Begleitbuch erschienen, hrsg. von Diethard Leopold, Stephan Pumberger und Birgit Summerauer, mit Beiträgen der Herausgeber und weiteren Beiträgen von Heidrun Zettelbauer und Ralph Gleis, Christian Brandstätter Verlag, 184 Seiten, 29,90 Euro;
Weitere Bilder unter: http://www.apa-fotoservice.at/galerie/6404
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