Die Sammlung Prinzhorn
Dokumentationen über die Kunst der "schizophrenen Meister" als Erstausstrahlung im ZDFdokukanal
Mainz (ots)
Die Heidelberger Sammlung Prinzhorn - weltweit die bedeutendste Sammlung von Bildern, Skulpturen und Texten aus psychiatrischen Kliniken - hat für eine zweiteilige Dokumentation ihre Archive und Magazine geöffnet und Einblick gewährt in eigentümlich irisierende Kunstwelten.
In Erstausstrahlung präsentiert der ZDFdokukanal am Samstag, 28. Juli 2007, um 20.00 Uhr "Der gewebte Schmerz" und anschließend um 20.30 Uhr "Unerhörtes Genie". In seinen Filmen präsentiert Autor Christian Beetz ebenso faszinierende wie verstörende Werke, Schöpfungen von unverstellter Direktheit und Kraft - entstanden vor etwa hundert Jahren hinter hohen Anstaltsmauern und vergitterten Fenstern und Türen unter heute kaum noch vorstellbaren Umständen.
Der Ursprung der Sammlung geht zurück ins Jahr 1919: Der damals als Assistenzarzt an der Heidelberger Universitätsklinik tätige Psychiater und Kunsthistoriker Hans Prinzhorn (1886 - 1933) forderte in einem Rundschreiben die Leiter psychiatrischer Anstalten im In- und Ausland auf, schöpferische Erzeugnisse ihrer Patienten zu schicken. Das Echo war enorm: Tausende von Objekten, die noch heute den Grundstock der Sammlung bilden, fanden den Weg nach Heidelberg. Hans Prinzhorn selbst hat einige Patienten-Künstler in einem Buch "Bildnerei der Geisteskranken", das in den 20er Jahren zur Bibel des Surrealismus avancieren sollte, als "schizophrene Meister" gewürdigt. Doch die Lebensgeschichten der meisten blieben über Jahrzehnte im Dunkeln. Erst in den letzten Jahren kamen nach und nach die Schicksale der Menschen hinter ihren Werken an den Tag. Filmautor Beetz nimmt in seinen Dokumentationen diese biographischen Spuren auf und verknüpft sie mit den Kunstwerken zu einer ansprechenden und fesselnden Geschichte der Sammlung Prinzhorn und ihrer "Meister".
Der Film "Gewebter Schmerz" zeigt an ausgewählten Werken und Lebensgeschichten von Psychiatriepatientinnen die besondere Situation von Frauen in Anstalten um 1900. Als herausragende und auch aufgrund ihres sozialen Status untypische Figur tritt hier die Malerin Else Blankenhorn hervor. Ihre Bilder hatten großen Einfluss auf den Expressionisten Ernst Ludwig Kirchner und wirkten so in die Kunst der Moderne hinein.
Der Film "Unerhörtes Genie" rekonstruiert an den Wahnsystemen, Beeinflussungsängsten und Allmachtsphantasien internierter Männer ein (Zerr-)Bild der Gesellschaft in den Jahren um den Ersten Weltkrieg. Neben dem von Hans Prinzhorn am höchsten geschätzten "schizophrenen Meister" Franz Karl Bühler ist hier vor allem August Natterer prominent. Ohne die Bilder seiner "großen Halluzination" wie "Der Wunder-Hirthe" wäre das, was heute bildnerischer Surrealismus genannt wird, kaum vorstellbar.
Der ZDFdokukanal ist Teil des digitalen Bouquets ZDFvision, das über Satellit ausgestrahlt und im Kabel bundesweit in Sonderkanal 32 eingespeist wird. Im terrestrischen Digitalangebot ZDFmobil ist der ZDFdokukanal zwischen 21.00 Uhr und 6.00 Uhr morgens empfangbar. Voraussetzung für den Empfang von digitalem Fernsehen ist eine Set-Top-Box.
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Mainz, 15. Juni 2007 ZDF Pressestelle
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