ZDF zeigt Grass-Doku zum 80. Geburtstag des Dichters
Exklusive Fassung von "Der Unbequeme" am 14. Oktober im Zweiten
Mainz (ots)
Am 16. Oktober 2007 wird Literaturnobelpreisträger Günter Grass 80 Jahre alt. Das ZDF widmet aus diesem Anlass dem bekanntesten lebenden deutschen Schriftsteller eine exklusive Dokumentation: "Der Unbequeme", ein Film von Nadja Frenz und Sigrun Matthiesen, ist am Sonntag, 14. Oktober 2007, 23.40 Uhr in einer 60-minütigen Fassung zu sehen und zeigt den Erfinder der "Blechtrommel", den unermüdlichen Warner und Mahner, der mit seiner lange verschwiegenen Mitgliedschaft in der Waffen-SS nun selbst in die Kritik geriet.
In einer längeren, anders gewichteten Fassung war der Film in diesem Frühjahr bereits im Kino zu sehen: Er zeigt den umtriebigen Künstler und streitbaren Bürger Grass in seinen späteren Jahren. Die Autorinnen begleiteten ihn von Juni 2005 bis Oktober 2006 mit der Kamera. So entstand ein reportagehaftes Porträt aus der Nahsicht, da Frenz und Matthiesen die einzigen Journalistinnen sind, denen Günter Grass umfassend Zugänge zu seiner Privatsphäre gewährt hat. Sie sind exklusiv bei der Entstehung und dem Andruck seiner Memoiren "Beim Häuten der Zwiebel" dabei, als noch lange nicht absehbar war, welches Medienecho das Buch auslösen würde. Der Film schaut hinter die Kulissen während der ersten öffentlichen Präsentation, ist in Grass' Geburtsstadt beim Danziger Treffen zur Neu-Übersetzung des Welterfolgs "Die Blechtrommel" dabei, ebenso bei einer SPD-Wahlkampfveranstaltung, bei Begegnungen mit den Schriftstellerkollegen Amos Oz, Siegfried Lenz und Hans Magnus Enzensberger, unterwegs in Warschau, in Lübeck zusammen mit Schülern oder etwa bei einem fesselnden Bühnenauftritt mit seiner Tochter, der Schauspielerin Helene Grass, in Paris. Und auch zuhause, in Grass' Ateliers ist die Kamera so selbstverständlich dabei, dass ungewöhnliche persönliche Einblicke in das Leben und in den Charakter des Literaturnobelpreisträgers, Bildhauers und Zeichners zu gewinnen sind.
Gleichzeitig wird deutlich, was den Künstler Günter Grass Zeit seines Lebens an- und umgetrieben hat. Die offene Wunde, als Jugendlicher, so Grass, "ein kleiner glühender Nazi" gewesen zu sein, ist nicht erst bei seinem jüngsten Buch die Schreibmotivation, sondern Motor seines gesamten künstlerischen wie politischen Arbeitens. Das wird nicht nur in den dokumentierten Auftritten und Arbeitssituationen anschaulich, sondern auch in ausführlichen Gesprächen mit Günter Grass selbst, sowie mit langjährigen Wegbegleitern wie Amos Oz und Salman Rushdie, dem ehemaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder und den Verlegern Gerhard Steidl und Maria Sommer.
Die ZDF-Dokumentation ordnet die Diskussion um Grass und sein "SS-Geständnis" in einen größeren künstlerischen und zeitgeschichtlichen Kontext ein - in ein 80-jähriges Leben. Durch sein spätes Eingeständnis ist Grass als moralische Instanz angeschlagen, nicht länger der unfehlbare Unbequeme. Doch seine Leser hat der Schriftsteller nicht verloren. Günter Grass gegen Ende des Films: "Wenn man mir jetzt diese Funktion, das Gewissen der Nation zu sein, abspricht, habe ich nichts dagegen. Ich habe das nie gewollt. Ich habe mich immer als engagierter Bürger und als jemand geäußert, der seine Lektionen begriffen hat, die ihm erteilt worden sind in sehr jungen Jahren."
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