37°
Mein drittes Leben
Mainz (ots)
37° Mein drittes Leben Vom Kampf mit dem eigenen Körper Film von Michael Petsch
Nach drei fast unmittelbar aufeinanderfolgenden Herzoperationen hatte er geglaubt, es endlich geschafft zu haben: Ferdi Rehb aus dem niedersächsischen Einbeck erfreute sich seines zweites Lebens, das auch privat einiges an Veränderungen bedeutet hatte. Endlich konnte er einen Neuanfang wagen. Doch nur ein knappes Jahr später kommt erneut ein Tiefschlag: wieder das Herz! Diesmal durch eine Blutvergiftung ausgelöst. Die Ärzte gaben dem damals 46-Jährigen kaum eine Überlebenschance - und doch schaffte er es, mit unglaublicher Energie und Zuversicht: den Start in sein drittes Leben...
Das Attribut "Stehaufmännchen" wird im Allgemeinen für solche Menschen bemüht. Doch für die Protagonisten in diesem Film wäre dies nur eine harmlose Umschreibung dessen, was sie durchgemacht haben. Sie haben das Wiederaufstehen in extremer Form erlebt: Nach mehreren lebensbedrohlichen Tiefschlägen haben sie sich wieder aufgerappelt, um zum Teil mehrfach den "zweiten Geburtstag" zu feiern.
"Ich selbst habe überhaupt nichts gemerkt", erinnert sich Ferdi Rehb an den 2. Mai 2002, als ihn sein Hausarzt wegen "ungewöhnlicher Herztöne" zum Kardiologen überwies. Dort wurde schnell festgestellt, dass eine seiner Herzklappen undicht war. So schnell er operiert wurde, so schnell stand auch fest, dass der Eingriff missglückt war, die so genannte Aortenklappe immer noch nicht richtig schloss. Ferdi Rehb wechselte die Klinik. Im Herzzentrum Leipzig wurde noch einmal sein Brustkorb geöffnet, die Ärzte wollten versuchen, die bereits stark deformierte Herzklappe noch einmal zu retten. Nach zehn Tage stand fest: Das Vorhaben war nicht geglückt. Der Chef der Klinik entschied, Ferdi Rehb eine künstliche Herzklappe einzusetzen. Er schien gerettet, konnte nun einen Neustart ins Leben wagen - und auch versuchen, seine privaten Probleme zu lösen, die sich zwischenzeitlich aufgetürmt hatten: Denn der Job war weg und auch die Ehe in die Brüche gegangen.
Ein knappes Jahr nach dem Eingriff löste ein kleiner Dorn, in den Ferdinand Rehb getreten war, erneut eine Katastrophe aus: Die Entzündung wanderte direkt ins Herzen, zerstörte dort das Gewebe um seine künstliche Herzklappe herum. Sein Leben stand auf der Kippe. Doch Ferdinand Rehb überlebte auch diesen Eingriff, erholte sich nach und nach gesundheitlich.
Nach seiner Rechnung beginnt sein neues, sein drittes Leben aber eigentlich erst jetzt - so hofft er jedenfalls: Nach Berufsunfähigkeit, Arbeitslosigkeit, einem Job, der ihn nicht erfüllt hatte, fand er im Juli 2007 eine Anstellung in Hamburg als Disponent einer Wartungsfirma. Keine Selbstverständlichkeit: Denn er ist mittlerweile 50 Jahre alt, und sein neuer Chef kennt auch seine gesundheitliche Odyssee. Belastet wird der Neustart noch von seiner Vergangenheit: Das Haus in seiner Heimat Einbeck muss noch verkauft werden, weil die Schulden drücken - und auch ein Gesundheits-Check seines Herzens steht noch an. Nur wenn dies alles gut geht, gelingt der Start ins neue Leben.
Der Neubeginn von Christiane Oehmichen liegt erst gerade zehn Monate zurück: als der 25-jährigen Frau aus Leipzig eine neue Lunge transplantiert wurde. Sie leidet an Mukoviszidose, einem Gendefekt, der ihr mehr und mehr die Luft zum Atmen nahm, so dass am Ende nur noch ein neues Organ sie retten konnte. Anfang Dezember 2006 war eine Lunge gefunden, Christianes Überleben schien gesichert. Doch schnell stand fest: Das Organ war nicht geeignet. Von diesem Zeitpunkt an ging es ihr immer schlechter, ihre Lunge schaffte gerade noch fünf Prozent eines gesunden Atemorgans. Christiane musste schließlich ins künstliche Koma versetzt werden. Ihre Mutter Jeanne Oehmichen erklärte im Interview: "Von da an war der Gedanke: Vielleicht kannst du nie wieder mit deinem Kind reden!"
Eine Woche später nahm Christianes Schicksal noch einmal eine glückliche Wendung: In allerletzter Sekunde wurde ein anderes, ein geeignetes Spenderorgan gefunden und Christiane gerettet - zumindest vorläufig.
Christiane geht es seitdem wesentlich besser. Doch nur mit Mundschutz und Handschuhen ausgestattet darf sie ihre Wohnung verlassen. Zu groß ist das Risiko, dass sie sich infiziert und ihre neue Lunge abgestoßen wird. Jede Erkältung kann für sie im Moment noch tödlich sein.
Probleme gibt es auch dort, wo es die Familie niemals vermutet hätte. Fast 25 Jahre war Christiane ein Pflegefall. Nun beginnt sie, in Rekordzeit nachzuholen was ihr bisher versagt blieb: Freundschaften, das Ausgehen, das Erwachsenwerden. Ihre Eltern sind überglücklich, dass Christiane überlebt hat. Dennoch haben sie Probleme mit dem Loslassen: "Wir haben uns Vorwürfe gemacht, weil wir annahmen, Christiane wollte von uns nichts mehr wissen", sagt ihr Vater Lutz Oehmichen. Dazu kommt die ständige Angst, Christianes Zustand könnte sich wieder verschlechtern. Eine Befürchtung, die nicht ganz unberechtigt ist. Denn die Lebenserwartung von Mukoviszidose-Patienten liegt bei 38 Jahren, unabhängig davon, ob sie transplantiert sind oder nicht.
Mainz, 8. November 2007 ZDF Pressestelle Bitte an Liste 2
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