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Schlechte Versorgung von Kassenpatienten bei Hilfsmitteln
"Qualität spielt keine Rolle mehr", warnen Experten im ZDF-Magazin "Frontal 21"

Mainz (ots)

Ob Rollstuhl, Gehhilfen, orthopädische Schuhe,
Windeln für Inkontinente oder Beatmungsgeräte, die Qualität der 
Hilfsmittel für Kassenpatienten werde immer schlechter, beklagen 
Patientenvertreter, Pflegeverbände und Mediziner im ZDF-Magazin 
"Frontal 21" am Dienstag, 18. November 2008, 21.00 Uhr. Behinderte 
und Pflegebedürftige leiden unter minderwertigen Billigprodukten, die
ihnen von den Krankenkassen aufgezwungen werden.
Kritiker machen dafür das so genannte "Wettbewerbsstärkungsgesetz"
(GKV-WSG) verantwortlich, das seit dem 1. April 2007 in Kraft ist. Es
schreibt den Gesetzlichen Krankenkassen Wirtschaftlichkeit vor, sie 
sollen auf dem Wege der öffentlichen Ausschreibung nach dem jeweils 
billigsten Anbieter suchen. Doch Qualitätsstandards bleiben dabei 
gänzlich unberücksichtigt, kritisiert Wolfram-Armin Candidus, 
Präsident der Deutschen Gesellschaft für Versicherte und Patienten 
e.V. (DGVP). So produzieren Hersteller bereits Produktlinien 
ausschließlich für Kassenpatienten. Dazu gehören zum Beispiel 
Billigwindeln der SCA Hygiene Product GmbH, die im Handel ansonsten 
nicht angeboten werden. "Für die Krankenkassen zählt nur noch der 
niedrigste Preis, Qualität in der Hilfsmittelversorgung spielt 
überhaupt keine Rolle mehr", so Candidus gegenüber "Frontal 21".
Das verursache bei vielen Patienten teure Folgeerkrankungen, 
warnen Mediziner. "Die immer schlechtere Qualität bei 
Inkontinenz-Produkten führt bereits zu Infektionen, Pilzerkrankungen 
bis hin zum Druckgeschwüren bei diesen Patienten", sagt Professor 
Klaus-Peter Jünemann, Vorsitzender der Deutschen 
Kontinenzgesellschaft, und fügt hinzu: "Dadurch wird es auf jeden 
Fall teurer werden für die Krankenkassen." Für Ärzte der Berliner 
Charité ist es unverantwortlich, dass selbst bei Hilfsmitteln wie 
Beatmungsgeräten nur noch die billigsten Anbieter zum Zuge kommen. 
"Wir sehen tatsächlich die Qualität unserer medizinischen Tätigkeit 
in Gefahr", sagt der Schlafmediziner Ingo Fietse. "Wir haben erste 
Erfahrungen aus Sachsen, wo die Ausschreibung schon getätigt wurde. 
Patienten bekommen das Gerät zum Teil mit der Post zugeschickt, das 
geht überhaupt nicht", berichtet Fietse.
Dazu kommen Lieferengpässe, denn die Billig-Anbieter sind häufig 
gar nicht in der Lage, die Vielzahl der Bedürftigen zeitgerecht zu 
versorgen. So musste ein AOK-Versicherter in Niedersachsen zwei 
Wochen auf seinen Rollstuhl verzichten, weil kein Ersatz zur 
Verfügung gestellt werden konnte. Einer Patientin mit künstlichem 
Darmausgang sei empfohlen worden, den Beutel auszustreichen, damit er
länger nutzbar ist, klagt die Patientenvertreterin Petra Mathiske vom
Behindertenforum Osnabrück.
Rückfragen bitte an die ZDF-Redaktion "Frontal 21", Tel.: 
030/2099-1255 (Ilka Brecht).

Pressekontakt:

ZDF-Pressestelle
Telefon: 06131 / 70 - 2120
Telefon: 06131 / 70 - 2121

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