ZDF-Programmhinweis
Dienstag, 21. Juli 2015
Mainz (ots)
Dienstag, 21. Juli 2015, 21.00 Uhr Schwarzes Meer und Weiße Nächte (1) Osteuropa: das ist die Faszination des Unfertigen. Wunderschöne Landschaften, Menschen zwischen Aufbruch, Mut und Verunsicherung. Vom Schwarzen Meer bis in die Weißen Nächte erleben Matthias Fornoff und sein Team den Mythos Osteuropa. Fremd und nah, beunruhigend und anziehend zugleich. Länder, zerrissen zwischen West und Ost, über Jahrhunderte Spielbälle der Weltmächte. Die Ukraine ist seit letztem Frühjahr zum Brennpunkt geworden. Ein heißer Krieg in Europa. Undenkbar schien das. Wie gehen die Menschen in der Ukraine damit um? Welche Befürchtungen gibt es in den Nachbarstaaten? Der erste Teil der politischen Reise geht vom bulgarischen Warna am Schwarzen Meer über die ukrainische Hafenstadt Odessa, Moldawien und Rumänien bis nach Lwiw, dem früheren Lemberg, unweit der ukrainisch-polnischen Grenze. "No Russki - no Business", keine Russen kein Geschäft. Die Worte des Taxifahrers Plamen Penep aus Warna klingen leicht daher gesagt. Doch sie deuten an: die Zeiten werden schwerer in der drittgrößten Stadt Bulgariens. Über Jahre hinweg kamen vor allem Russen zum Urlaubmachen an die Goldstrände bei Warna. Seit der Annexion der Krim bleiben russische Touristenströme aus. Die Russen fahren nun auf die Krim. Und auch die geplante russische Gaspipeline wird nicht in Warna an Land gehen. Die "South Stream" Leitung ist eines der Opfer im aktuellen Konflikt zwischen Russland und EU. Das politische Klima ist rauer geworden. Bulgarien, Russlands Bruder auf dem Balkan, trifft das besonders. Jeder dort kennt den Spruch "Immer für Europa - aber nie gegen Russland!" Die Republik Moldau, auch Moldawien genannt, liegt zwischen Rumänien und der Ukraine. Vor seiner Unabhängigkeit, Anfang der 90er Jahre, war Moldawien eine der wohlhabendsten Sowjetrepubliken - doch der bisher ungelöste Transnistrien-Konflikt und das wiederholte Embargo Russlands macht Moldawien zu einem der ärmsten Staaten Europas. Transnistrien ist eine offiziell "nicht existierende Republik", die sich im Zuge des Verfalls der Sowjetunion vom Rest Moldawiens abgespalten hat. Sie wird von keinem Staat der UN anerkannt, verfügt aber über eine Grenze, die den prorussischen Teil, Transnistrien, von dem eher Europa zugewandten, Moldawien, trennt Ein sogenannter "frozen conflict", ein eingefrorener Konflikt. Die Region kann jederzeit zu einem kriegerischen Hot Spot werden. Moldawien versucht eigene Wege zu gehen, neue Möglichkeiten und Märkte für sich zu erschließen - es exportiert inzwischen in den Westen. Vor allem Wein. Argwöhnisch beäugt von Russland. "Wir sind in Europa inzwischen konkurrenzfähig". Sagt Alexandru Luchianov - Geschäftsführer und Miteigentümer eines privat geführten Weingutes im Süden Moldawiens. Und doch hoffen viele, dass es bald wieder Geschäfte mit dem großen Russland gibt. Zwischenstation in der ukrainischen Hafenstadt Odessa. "Man spürt den Riss durch die Stadt zwischen ukrainischen Nationalisten und prorussischen Aktivisten überall.", sagt Waleria Ivaschkina, während sie die berühmte Potjomkintreppe hinaufsteigt. Waleria ist 25 Jahre alt und lebt schon lange in der ukrainischen Hafenmetropole. Sie ist Bloggerin und lässt sich nicht beeinflussen von alten Denkmustern. Für sie gibt es nur wahr oder unwahr. Unabhängig von Ost oder West, von russisch oder ukrainisch. Aber wer Brücken bauen will in der Ukraine, wird schnell zur Hassfigur für beide Seiten. Die Katastrophe vom 2. Mai 2014, als im Gewerkschaftshaus in Odessa 42 prorussische Maidan-Kritiker verbrannten, wirkt immer noch nach. "Jetzt, über ein Jahr nach der Tragödie, hält jede Seite die Wahrheit noch immer für feindliche Propaganda. Diese schwarz-oder-weiß-Weltsicht macht objektiven Journalismus sehr schwer", sagt Waleria über die angespannte Stimmung in der Stadt. "Wir lassen uns von den Großmächten aufreiben - ein typisches Problem unsicherer Länder. In der Geschichte waren wir mal auf Seiten der Türken, dann auf Seiten der Russen - jetzt sind die Amerikaner dran. Aber ja - im Moment ist die Russenallergie der Rumänen ziemlich stark" Mircea Dinescu war Schriftsteller, heute führt er ein Restaurant in Bukarest. Die rechnerisch mit knapp 2 Millionen Einwohnern sechsgrößte Stadt der Europäischen Union hat sich gemausert zur Metropole, zum "Berlin des Ostens". Es gibt eine pulsierende Kunstszene, eine hippe Kneipenlandschaft und viele junge Leute, die sich selbst verwirklichen. Die vor allem gucken mit Unbehagen auf die Ost-Ukraine. So wie fast alle in Osteuropa im Sommer 2015. Dienstag, 28. Juli 2015, 21.00 Uhr Schwarzes Meer und Weiße Nächte (2) Osteuropa: das ist die Faszination des Unfertigen. Wunderschöne Landschaften, Menschen zwischen Aufbruch, Mut und Verunsicherung. Vom Schwarzen Meer bis in die Weißen Nächte erleben Matthias Fornoff und sein Team den Mythos Osteuropa. Fremd und nah, beunruhigend und anziehend zugleich. Länder, zerrissen zwischen West und Ost, über Jahrhunderte Spielbälle der Weltmächte. Die Ukraine ist seit letztem Frühjahr zum Brennpunkt geworden. Ein heißer Krieg in Europa. Undenkbar schien das. Wie gehen die Menschen in der Ukraine damit um? Welche Befürchtungen gibt es in den Nachbarstaaten? Der zweite Teil der Reise-Reportage beginnt im ukrainischen Lwiw, dem früheren Lemberg, und führt zunächst in die Karpatenukraine, im Westen des Landes. Die seit k.u.k.-Zeiten hier lebende ungarische Minderheit hat Angst, zum Dienst an der Front eingezogen zu werden. Von dort geht es nach Süd-Polen ins sogenannte Aviation Valley. Einem Gebiet, in dem sich die Flugzeugindustrie angesiedelt hat. Rund um die Stadt Rzeszow wird deutlich, wie Polen die Mitgliedschaft in der EU zum Aufstieg nutzte und den Nachbarn Ukraine wirtschaftlich weit hinter sich ließ. In Miedzyrzecz - 90 Kilometer von der deutsch-polnischen Grenze entfernt - findet eine Übung statt. Rund hundert Männer und Frauen treffen sich am Wochenende und machen sich bereit für den Ernstfall. Seitdem in der Ostukraine Krieg herrscht, ist auch in Polen die Angst vor dem großen Nachbarn im Osten zurückgekehrt. An der Grenze zu Kaliningrad hingegen, der russische Exklave in der EU, zwischen Polen und Litauen gelegen, gibt es einen regen kleinen Grenzverkehr. Die Einwohner kommen gut mit ihren Nachbarn klar. Trotz der Ukraine. Und die baltischen Staaten beeilen sich, unabhängig von Energielieferungen aus Russland zu werden. Ein Umlade-Terminal für Flüssiggas ist im litauischen Klaipeda entstanden. An der riesigen Anlage können Schiffe aus aller Welt anlegen. Aus Norwegen, aber auch aus Katar und Algerien. Estland und Lettland sollen an diese Gasleitung angeschlossen werden. Die Reise durch Osteuropa endet in den Weißen Nächten von St. Petersburg mit Einblicken in die russische Seele und einer Beschreibung der Stimmung im Sommer 2015. Was wissen die Russen vom Krieg in der Ukraine und was halten sie eigentlich vom Handeln ihres Präsidenten Putins hier in seiner Heimatstadt?
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