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ZDF-Pressemitteilung
ZDF-Politbarometer 3 im August 2002
Flutwelle verändert die politische Landschaft
SPD legt zu Lasten der Union deutlich zu

Mainz (ots)

Angesichts der verheerenden Folgen der
Flutkatastrophe wächst die Unterstützung für die Bundesregierung und
ihr Krisenmanagement: In der politischen Stimmung gewinnt die SPD in
dieser Woche 3 Prozentpunkte und kommt auf 40 Prozent, während die
CDU/CSU 4 Punkte verliert und knapp hinter der SPD jetzt 39 Prozent
erreicht. Die Grünen bleiben mit 8 Prozent im Vergleich zur Vorwoche
konstant, während die FDP sich leicht auf 10 Prozent verbessern kann
(+1). Auch die PDS kann wieder etwas zulegen und erreicht jetzt 3
Prozent (+1). Besonders deutlich fallen in dieser Woche die
Unterschiede zwischen Ost und West aus: Während die Union im Westen
mit 40 Prozent knapp vor der SPD (39 Prozent) liegt, ist die SPD im
Osten mit 41 Prozent deutlich stärker als die CDU (33 Prozent). Die
Grünen kommen im Westen auf 9 Prozent, im Osten nur auf 5 Prozent.
Ähnlich ist es bei der FDP (West: 10 Prozent; Ost: 6 Prozent). Die
PDS hingegen erreicht im Westen 1 Prozent und im Osten 11 Prozent.
Wenn am nächsten Sonntag wirklich Bundestagswahl wäre, dann würde
durch längerfristige Überzeugungen und auch taktische Überlegungen
ein etwas anderes Ergebnis zustande kommen, die aktuelle
Überzeichnung durch die Flutkatastrophe würde sich dann nicht so
stark auswirken: Die Projektion: SPD 38 Prozent (+2), B'90/Grüne 7
Prozent (unverändert), CDU/CSU 39 Prozent (-2), die FDP unverändert 9
Prozent, ebenso die PDS mit 4 Prozent. Damit hinge der Wiedereinzug
der PDS davon ab, ob diese mindestens drei Direktmandate gewinnen
kann. Nur im Falle des Scheiterns der PDS hätte Schwarz-Gelb noch
eine knappe parlamentarische Mehrheit.
Die Flutkatastrophe hat dazu geführt, dass sich die Deutschen
wieder stärker hinter die Regierung stellen: War die Zufriedenheit
mit der Arbeit der Regierung letzte Woche mit -0.2 (Durchschnittswert
auf der -5/+5-Skala) noch leicht negativ, so erreicht sie jetzt den
Wert von +0.3 und wird nur unwesentlich schlechter beurteilt als die
CDU/CSU-Opposition, die unverändert auf +0.4 kommt.
In der Kanzlerfrage hat Gerhard Schröder seinen Vorsprung weiter
ausbauen können. Er kommt jetzt auf 55 Prozent (+3), während Edmund
Stoiber 36 Prozent erreicht (-3), weiß nicht 9 Prozent. Das ist der
größte Abstand seit der Nominierung von Stoiber zum
Kanzlerkandidaten.
Bei den nach Meinung der Befragten wichtigsten zehn Politikern
konnten sich die Regierungspolitiker deutlich verbessern. Weiterhin
auf Platz 1: Joschka Fischer und im Vergleich zur Vorwoche verbessert
2.1 (Vorwoche: 1.8), wieder gefolgt vom Kanzler mit deutlich
verbesserten 1.7 (Vorwoche: 1.3), danach jetzt auf Platz drei Lothar
Späth 1.5 (Vorwoche 1.6), mit den stärksten Zuwächsen auf Platz 4
Hans Eichel 1.1 (Vorwoche 0.6), ebenfalls deutlich zugelegt Otto
Schily 1.1 (Vorwoche: 0.8), danach Angela Merkel 1.0 (unverändert)
vor Renate Künast 0.8 (Vorwoche: 0.5). Danach zwei Plätze
zurückgefallen Edmund Stoiber 0.5 (Vorwoche: 0.6), Guido Westerwelle
0.2 (Vorwoche: 0.3) und Schlusslicht: Gregor Gysi -0.4 (Vorwoche
-0.6). Auf große Zustimmung trifft der Beschluss der Bundesregierung,
zur Finanzierung der Hochwasserschäden die geplante Steuerreform um
ein Jahr zu verschieben:
59 Prozent unterstützen dies, 29 Prozent sind dagegen (weiß nicht:
 11 Prozent). Für diese Verschiebung gibt es in allen
Parteianhängerlagern mehrheitliche Unterstützung. Dafür sprechen sich
aus bei den Anhängern der SPD 68 Prozent, der CDU/CSU 51 Prozent, der
Grünen 61 Prozent, der FDP 50 Prozent und der PDS 69 Prozent.
Andere Möglichkeiten, die Beseitigung der Schäden zu finanzieren,
wie eine Einführung einer zeitlich befristeten Sondersteuer (dafür 25
Prozent, dagegen 71 Prozent) oder Veränderungen bei der Ökosteuer
(erhöhen 11 Prozent, belassen 48 Prozent, verringern 39 Prozent)
finden keine Mehrheiten.
Während die politische Stimmung und auch die persönlichen Werte
für die Regierungsmitglieder im Gefolge der Flutkatastrophe und ihrer
Bewältigung deutlich verändert erscheinen, hat sich an den
Kompetenzen der Parteien bei den Themen Arbeitslosigkeit und
Wirtschaft nur relativ wenig verändert. So führt die Union sowohl
beim Thema "Arbeitsplätze schaffen" mit 33 Prozent (-4) vor der SPD
mit 22 Prozent (+2) wie auch bei der Wirtschaftskompetenz: CDU/CSU 34
Prozent (-2), SPD 22 Prozent (+2). Allerdings ist die Bedeutung des
Themas Arbeitslosigkeit in dieser Woche entgegen dem bisherigen Trend
wegen des Hochwassers um 9 Prozentpunkte auf 72 Prozent
zurückgegangen.
Die Umfragen zum Politbarometer wurden wie immer von der
Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews
wurden in der Zeit vom 19. bis 22. August 2002 unter 1.292 zufällig
ausgewählten Wahlberechtigten telefonisch erhoben. Die Befragung ist
repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in ganz
Deutschland. Fehlertoleranz bei den großen Parteien 2,7
Prozentpunkte, bei den kleineren rund 1,4 Prozentpunkte.
Das nächste Politbarometer sendet das ZDF am Freitag, 30. August
2002, nach dem "heute-journal".

Rückfragen bitte an:

ZDF Pressestelle
06131 / 70-2120 und -2121

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