ZDF-"Frontal 21": Vertrauter Erdogans zündelt in Deutschland
Drohungen und Waffenkäufe durch türkisch nationalistische "Osmanen Germania" (FOTO)
Mainz (ots)
Ein enger Vertrauter des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan finanziert in Deutschland Waffenkäufe der rockerähnlichen Gruppierung "Osmanen Germania Boxclub". Das belegen gemeinsame Recherchen der Stuttgarter Nachrichten und des ZDF-Magazins "Frontal 21" (Sendung am Dienstag, 12. Dezember, 21.00 Uhr). Abhör- und Observationsprotokolle deutscher Sicherheitsbehörden, die den Redaktionen vorliegen, dokumentieren, dass der türkische AKP-Abgeordnete Metin Külünk, ein enger Freund Erdogans, mehrfach Geld an Führungsmitglieder der Osmanen übergab oder übergeben ließ. Die Ermittler gehen davon aus, dass von dem Geld auch Schusswaffen gekauft wurden. Sie beschlagnahmten im Mai 2016 unter anderem eine Maschinenpistole des Typs Skorpion, die für die "Osmanen Germania" bestimmt gewesen sei.
Das Landesamt für Verfassungsschutz (LfV) Nordrhein-Westfalen beobachtet die "Osmanen Germania" intensiv. Für das Amt sind die Aktivitäten der Gruppe in erster Linie gegen türkei-kritische und kurdisch-nahe Organisationen gerichtet. "Gegen alle diese bauen die 'Osmanen Germania' eine Drohkulisse auf. Und wenn es dann zu Auseinandersetzungen kommt, dann scheuen sie auch nicht die Gewalt", sagte Burkhard Freier, Leiter des Landesamts für Verfassungsschutzes NRW im Interview mit "Frontal 21". Auch das hessische Landeskriminalamt (LKA) beobachtet die "Osmanen Germania". "Insbesondere im Bereich unserer Gefahrenabwehraufgaben haben wir festgestellt, dass diese Rockergruppierung sehr stark zunehmend türkisch-nationalistisch geprägt ist", erklärte Sabine Thurau, Leiterin des hessischen LKA.
Nach Erkenntnissen der Ermittler habe Külünk in enger Absprache mit Erdogan und dem türkischen Außenminister Mevlüt Cavusoglu in Deutschland Proteste gegen die Armenien-Resolution organisiert. Diese hatte der Deutsche Bundestag am 2. Juni 2016 verabschiedet. Die Ermittler hörten am 1. Juni 2016 ein Telefonat ab, in dem sich Erdogan ausdrücklich vorbehielt, über weitere Proteste in Berlin persönlich zu entscheiden. Mitglieder der rockerähnlichen Gruppierung "Osmanen Germania" beteiligten sich an den Protesten gegen die Armenien-Resolution.
Nach den Recherchen sind vor allem in Deutschland lebende Kurden sowie Kritiker des türkischen Staatspräsidenten Ziel möglicher Angriffe durch die "Osmanen Germania". In Telefonaten forderte AKP-Mann Külünk laut Ermittlern seine Landsleute auf, Kurden "mit Stöcken auf den Kopf zu schlagen", dies zu filmen und die Videos dem türkischen Staat zur Verfügung zu stellen. Diese sollten dann "zur Abschreckung" möglicher Kritiker Erdogans verwendet werden. Külünk reagierte nicht auf Anfrage der Redaktionen.
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