ZDF-Pressemitteilung
ZDF-Politbarometer April 2003
Leichtes Plus für SPD
Angela Merkel verliert an Rückhalt
Haltung zum Krieg unverändert
Mainz (ots)
Das Politbarometer April zeigt eine leichte Stimmungsverbesserung für die SPD, gleichzeitig schmilzt der große Vorsprung für die Unionsparteien. Nach 30 Prozent vor zwei Wochen erreicht die SPD in der politischen Stimmung jetzt 31 Prozent, die Unionsparteien kommen auf 47 Prozent (März II: 50 Prozent), die Grünen liegen bei 10 Prozent (März II: 11 Prozent), die FDP bei 6 Prozent (März II: 5 Prozent), die PDS ist konstant bei 3 Prozent.
Wenn jedoch am nächsten Sonntag wirklich Bundestagswahl wäre, kämen auch längerfristige Überzeugungen und Bindungen an die Parteien zur Geltung sowie taktische Überlegungen der Wähler. Dies berücksichtigt die Politbarometer-Projektion: SPD 33 Prozent (+1 gegenüber März II), CDU/CSU 45 Prozent (-2), die Grünen unverändert 9 Prozent, die FDP 6 Prozent (+1), die PDS unverändert 4 Prozent und andere Parteien 3 Prozent. Union und FDP hätten damit noch immer eine klare Mehrheit.
Zu den zehn wichtigsten Politikern in Deutschland zählt nach Ansicht der Befragten wieder Otto Schily, nicht mehr dazu gehört Ulla Schmidt. In der Beurteilung der Politiker gibt es nur geringe Veränderungen mit Ausnahme von Angela Merkel, die ein weiteres Mal sehr deutliche Einbußen hat.
Die ersten fünf Plätze der Top-Ten belegen Regierungspolitiker. Joschka Fischer führt die Liste mit 2,3 (März II: 2,4) weiter an. Auf Platz zwei Wolfgang Clement unverändert 0,8. Otto Schily folgt mit 0,7 auf Platz 3, danach Peter Struck unverändert 0,5 und auf Platz 5 Bundeskanzler Gerhard Schröder ebenfalls unverändert 0,1. Es folgt Friedrich Merz 0,0 (März II: 0,1). Edmund Stoiber auf Platz 7 leicht verschlechtert -0,1 (März II: 0,0). Hans Eichel -0,3 (März II: -0,4) leicht verbessert nimmt Platz 8 ein. Angela Merkel verliert auch in den letzten beiden Wochen sehr stark: -0,6 (März II: 0,0) und liegt inzwischen auf Platz 9. Ende Februar hatte sie noch auf Platz 2 gelegen. Schlusslicht ist Guido Westerwelle -0,7 (März II: -0,6).
Nur noch 28 Prozent der Wahlberechtigten meinen, die CDU stehe voll hinter der Politik ihrer Vorsitzenden Angela Merkel, 65 Prozent sagen, das sei nicht der Fall. Das ist ein nahezu umgekehrtes Bild gegenüber Februar (54 Prozent ja, 39 Prozent nein). Bei Gerhard Schröder sieht man einen noch geringeren Rückhalt in der Partei: 24 Prozent sagen, die Partei stehe hinter ihm, 69 Prozent nehmen das nicht an. Eine Veränderung gegenüber Februar gab es dabei nicht (23 Prozent ja, 71 Prozent nein).
Die Vorschläge des Bundeskanzlers zur Reform der sozialen Sicherungssysteme gehen 25 Prozent aller Befragten zu weit, 35 Prozent meinen, die Vorschläge gehen nicht weit genug, und 21 Prozent sagen, die Vorschläge seien gerade richtig. (19 Prozent können oder wollen sich nicht äußern). Auch unter den SPD-Anhängern meint ein Drittel (33 Prozent), die Vorschläge gehen nicht weit genug, ebenso viele (33 Prozent) halten sie für gerade richtig, und 24 Prozent sagen, die Vorschläge gehen zu weit.
Beim Streit zwischen dem Bundeskanzler und den Gewerkschaften über die Reformen glauben 50 Prozent der Kanzler werde sich durchsetzen, 41 Prozent nehmen das von den Gewerkschaften an.
Nach wie vor spricht sich die überwältigende Mehrheit der Deutschen gegen den Krieg im Irak aus. 78 Prozent finden es nicht richtig, dass die USA und ihre Verbündeten militärisch gegen den Irak vorgehen, 18 Prozent finden es richtig. Vor zwei Wochen sagten: 13 Prozent richtig, 84 Prozent nicht richtig.
Mit der Politik der Bundesregierung bezüglich des Irak-Kriegs sind 77 Prozent einverstanden (März II: 75 Prozent), 20 Prozent sind nicht einverstanden (März II: 21 Prozent). In allen Parteianhängergruppen gibt es klare Mehrheiten, die in dieser Frage hinter der Bundesregierung stehen.
Die große Mehrheit von 82 Prozent glaubt nicht, dass der Sieg der Amerikaner im Irak zu einem dauerhaften Frieden in der Region führt. Nach Ende des Krieges sollte Deutschland nach Meinung von 51 Prozent der Befragten ausschließlich humanitäre Hilfe für die irakische Bevölkerung leisten, 13 Prozent meinen, Deutschland sollte auch finanzielle Hilfe für den Aufbau im Irak leisten, und 28 Prozent sagen, Deutschland sollte sich im Rahmen eines UNO-Friedenseinsatzes auch mit Soldaten beteiligen.
Die Umfragen zum Politbarometer wurden von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews wurden in der Zeit vom 7. bis 10. April 2003 unter 1297 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten telefonisch erhoben. Die Befragung ist repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in ganz Deutschland. Die Fehlertoleranz bei den großen Parteien beträgt 2,7 Prozentpunkte, bei den kleineren 1,4 Prozentpunkte.
Das nächste Politbarometer sendet das ZDF am Freitag, 2. Mai 2003, nach dem "heute-journal".
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