ZDF-Programmhinweis
Sonntag, 31. August 2003, 1.15 Uhr, nachstudio mit Volker Panzer
Mainz (ots)
Sonntag, 31. August 2003, 1.15 Uhr nachstudio mit Volker Panzer
Er liebte Daktari - Adorno wird 100
Mit: Ruth Sonderegger (Philosophin) Diedrich Diederichsen (Kulturtheoretiker) Gertrud Koch (Filmwissenschaftlerin)
"Es gibt kein richtiges Leben im falschen" oder "Das Ganze ist das Unwahre": für solche finsteren Sätze war er bekannt, der Philosoph Theodor Wiesengrund Adorno, der in diesem Jahr am 11. September 100 Jahre alt würde. Wer sich tatsächlich durch die Texte des Mitbegründers der Kritischen Theorie gekämpft hat, weiß: es geht noch schlimmer. Die oft recht verquasten Sätze des Großphilosophen, seine immer wieder eigentümlich veraltete Wortwahl machen die Lektüre mancher Texte zu einer Qual. Belohnt wird die Mühe mit der beißendsten Kritik an der spätkapitalistischen Gesellschaft - und, vor allem, an ihrer Kultur: Eine vernichtendere Kritik der populären Massenkultur als die, die Adorno unter dem Titel der "Kulturindustrie" in dem gemeinsam mit Horkheimer verfassten Buch "Dialektik der Aufklärung" formuliert hat, lässt sich schwerlich finden. Als Adorno, den seine Freunde und Verehrer Teddy nannten, in den 60er Jahren gewahr wurde, dass seine Studenten ihn zum Kronzeugen der Revolution machen wollten, erschreckte er zutiefst: seine Kritik an der Gesellschaft, entwickelt im amerikanischen Exil während des Zweiten Weltkriegs und geprägt von der Angst der Wiederholung von Auschwitz, war nie auf Aktionen, sondern immer nur auf Erkenntnis aus. Sein Jubiläum ist nicht nur Anlass für zahlreiche Fachkongresse und Publikationen; auch im Feuilleton weht ein adornischer Wind. Fast scheint es, als wäre Adorno, der den Pop verachtete, zum Popstar geworden. Doch wie aktuell sind seine Gedanken? Lässt sich mit seiner Ästhetischen Theorie oder seiner Negativen Dialektik heute noch die Kunst oder die Welt verstehen? Volker Panzer diskutiert die Aktualität Adornos mit der Philosophin Ruth Sonderegger, dem Kulturtheoretiker und Popexperten Diedrich Diederichsen und der Filmwissenschaftlerin Gertrud Koch.
ots-Originaltext: ZDF
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