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Donnerstag, 13. Mai 2004, 21.15 Uhr
auslandsjournal

Mainz (ots)

Donnerstag, 13. Mai 2004, 21.15 Uhr
auslandsjournal
mit Nikolaus Brender
Tickende Zeitbomben - Russlands marode Atom-U-Boote
Wie gealterte Giganten liegen sie im Hafen von Murmansk. Länger
als ein Fußballfeld und so hoch wie ein Mehrfamilienhaus: Was einst
der Stolz der sowjetischen Nordmeerflotte war und die westliche Welt
bedrohte, ist heute nur noch ein rostiger, maroder Trümmerhaufen: Die
ehemalige Atom-U-Boot-Flotte - eine radioaktive Müllhalde, die
Russlands Norden zu einer der gefährlichsten Gegenden der Welt macht.
"Uns haben sie immer gesagt: Trinkt ein Gläschen Wodka pro Tag,
das hilft bei allem. Bei Havarien oder auch bei radioaktiver
Strahlung", erinnert sich Sergeij, der zwanzig Jahre zur See gefahren
ist. Oft sei die Strahlenbelastung höher als zulässig gewesen, sagt
er, doch darum habe sich nie jemand gekümmert.
Trotzdem hat Sergeij Glück gehabt: "Von Verstrahlung merke ich
bislang nichts. Kein Haarausfall, die Haut ist in Ordnung und meine
Frau beklagt sich auch nicht. Was wirklich los war auf unseren
Booten, das sagen sie uns doch sowieso nicht, denn dann müssten sie
den Besatzungen eine höhere Rente zahlen."
Jetzt liegt Sergeijs einst so stolzes U-Boot zwischen Dutzenden
anderer Wracks auf dem Trockendock und wartet auf die Verschrottung.
"Die Arbeiter auf den Werften müssen tief hinein ins Innere, wo die
Tanks sind", erzählt der Kapitän von Sergeijs Boot. "Dort unten
arbeitest du eine halbe Stunde und den Rest des Tages hustest du nur.
Alles ist voll giftiger Dämpfe. Umgerechnet rund 250 Euro bekommen
die Männer dafür." So werden gerade mal sechs Boote pro Jahr mühsam
verschrottet, denn für alles andere fehlen der russischen Regierung
Geld und technisches Knowhow.
Doch die Zeit drängt: Während die Wracks im Hafen liegen, frisst
sich das Salzwasser immer tiefer zu den Reaktoren vor. Und wenn es
schneller ist als die Schredder in den Werften von Murmansk? "Das
wäre der Super-GAU, der ganz Skandinavien verstrahlen würde", erklärt
der Kapitän.
Darum müssen die Rektoren raus aus dem Wasser und an Land gelagert
werden - dabei sollen nun die Deutschen helfen. Mit einer 300-
Milionen-Euro-Finanzspritze springt die Deutsche Regierung ein. Auf
gar keinen Fall dürfe das hoch angereicherte radioaktive Material der
russischen Reaktoren in falsche Hände geraten, heißt es aus Berlin.
Auch das ist ein Teil des weltweiten Kampfes gegen den Terror.
ZDF-Korrespondent Roland Strumpf berichtet über die radioaktive
Müllhalde im Hafen vom Murmansk
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ots-Originaltext: ZDF
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