Richard Schröder im "ZDF-Mittagsmagazin: "Wir dürfen die deutsche Einheit nicht zum Prügelknaben machen."
Mainz (ots)
Richard Schröder, Mitglied des Nationalen Ethikrates und früherer SPD-Fraktions-Chef in der DDR-Volkskammer der Wendezeit, äußerte sich am Dienstag, 9. November 2004, im "ZDF-Mittagsmagazin" kritisch zum 15. Jahrestag des Mauerfalls: "Wir müssen aufpassen, dass wir die deutsche Einigung nicht zum Prügelknaben machen." Aber es sei natürlich richtig, dass der Prozess der deutschen Einigung auch mit Schwierigkeiten verbunden sei. "Mit sehr großen Schwierigkeiten im Osten wegen der Gesamtumstellung und nun auch mit Schwierigkeiten im Westen, weil Deutschland wirtschaftlich ins Stocken geraten ist. Es sagen mir aber die Fachleute, dass das nur zum Teil eine Folge der Einigung ist und zum anderen Teil sich eine Reformbedarf im Westen angesammelt hatte, der ohne deutsche Einigung auch hätte bewältigt werden müssen."
Dass jeder fünfte Deutsche die Einigung ablehne, sei "eine fragwürdige Interpretation". Denn die Frage, so Schröder, lautete doch: "Ging es Ihnen vor dem Fall der Mauer besser oder schlechter? Ich glaube nicht, dass jeder Fünfte die Einigung ablehnt." Dass 39 Prozent der Menschen im Osten mit ihrer Situation nicht zufrieden sind, liege, so Schröder, auch an den sehr hohen Erwartungen. "Man hat gemeint: Grenze öffnen, Westwährung, dann geht es uns wie im Westen."
Alle wüssten nun, dass der Ausstieg aus der sozialistischen Planwirtschaft "eine sehr mühsame und anstrengende Angelegenheit" sei. "Ich plädiere immer dafür: Lasst uns einerseits vergleichen mit früher, lasst uns andererseits auch mal gucken, wie der Prozess weiter östlich läuft." Die Polen und Tschechen müssten durch den selben Prozess. "Und es ist nicht so, dass sie durch diesen Prozess mit weniger Schrammen kommen."
Schröder meinte weiter, dass "wir im Osten nicht wie ihr im Westen werden müssen. Ein gewisses Eigenprofil können wir schon erhalten. Also die westdeutsche Mentalität ist ja nicht das unüberbietbare Optimum."
ots-Originaltext: ZDF
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